Kognition, soziale Funktionen und Lebensqualität

Neuro-Depesche 3/2021

Wie wirken sich formale Denkstörungen aus?

Zertifizierte Fortbildung
Formale Denkstörungen wie disorganisiertes Denken, Gedankenabreißen, Denkhemmung etc. sind ein häufiger Befund bei Menschen mit einer (schizophrenen) Psychose. Jetzt wurde in Ankara untersucht, welche Zusammenhänge dieses Symptom mit kognitiven und psychosozialen Funktionen sowie der Lebensqualität der Patienten hat.
Die explorative Querschnittsstudie umfasste 46 Patienten mit Schizophrenie (DSM-5) und 35 gesunde Personen als Kontrollen (42 % Frauen; 39,2 ± 11 Jahre alt) Die formale Denkstörung (FTD) wurde mit der Theal and Language Disorder Scale (TALD) beurteilt. Diese umfasst positive FTD wie Desorganisation des Denkens, Logorrhoe, Umständlichkeit etc. und negative FTD wie Verlangsamung/Verarmung der Gedanken- und Sprachproduktion sowie objektive und subjektive FTD. Mittels einer Testbatterie wurden u. a. exekutive Funktionen, Arbeitsgedächtnis, Wortflüssigkeit etc. geprüft.
 
Signifikante Korrelationen
Die TALS-Scores korrelierten jeweils signifikant mit den Scores für die Negativund Positivsymptomatik der Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) sowie dem PANSS-Gesamtscore.
Objektive negative FTD gingen mit einer schlechteren Leistung in allen kognitiven Domänen, in physischen Aspekten der Lebensqualität (nach WHO Quality of Life Instrument-Short Form, WHOQoL-Bref) sowie im sozialen und globalen Funktionsniveau (nach Functioning Assessment Short Test [FAST] und Social Functioning Scale [SFS]) einher. Subjektive negative FTD standen nur in Relation mit der psychischen Dimension der Lebensqualität. Objektive positive FTD korrelierten lediglich mit Defiziten der exekutiven und der sozialen Funktionen, während die subjektiven positiven FTD mit den untersuchten Parametern keinerlei signifikante Zusammenhänge zeigten. JL
Fazit
Negative FTD (objektiver Art) stellten das engste Korrelat unterschiedlicher kognitiver Defizite dar und korrelierten mit verschiedenen Funktionsbereichen und der Lebensqualität. Sie könnten die Kommunikationsmöglichkeiten der Patienten besonders beeinträchtigen. Im Hinblick auf das Ziel einer funktionellen „Recovery“ sind, so die Autoren, die FTD-bedingten kognitiven Defizite im therapeutischen Prozess zu beachten.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Mutlu E et al.: The cognitive aspect of formal thought disorder and its relationship with global social functioning and the quality of life of in schizophrenia. Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol 2021 [Epub 17. Jan.; doi: 10.1007/s00127-021- 02024-w]

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