Metaanalyse zu Psychose-Kranken

Neuro-Depesche 10/2015

Weisen Raucher eine höhere Suizidalität auf?

Zertifizierte Fortbildung

Die Mehrheit aller Patienten mit einer Schizophrenie raucht, und zwar meist stark. In einer Literaturrecherche und anschließender Metaanalyse wurde nun bei Psychose-Kranken untersucht, ob und ggf. welche Verbindungen zwischen dem Rauchen und einer Suizidneigung bestehen.

Aus dem Zeitraum 1975 bis Jan. 2014 fanden sich 13 Studien mit 6813 Teilnehmern zur Assoziation zwischen Rauchen und Suizidverhalten bei Erwachsenen mit schweren psychiatrischen (psychotischen) Erkrankungen.
Die Metaanalyse ergab einen deutlichen Zusammenhang: Die Wahrscheinlichkeit für ein suizidales Verhalten war bei den Rauchern gegenüber den Nichtrauchern signifikant um mehr als das Doppelte (p < 0,001) erhöht (Odds Ratio: 2,12 (95%-KI: 1,67–2,7). Nach Ausschluss dreier „Ausreißer”-Studien wurde die Heterogenität unter den Studien deutlich reduziert, wobei der Effekt auf die Suizidalität eher größer wurde (OR: 2,74; p < 0,001).
Die Subgruppenanalysen zeigen, dass sich die Odds Ratios weder zwischen den verschiedenen Formen der Suizidalität (Suizidgedanken und -versuche und vollendete Suizide) noch zwischen den Diagnosen (Schizophrenie, schizoaffektive und bipolare Erkrankung, psychotische Depression etc.) oder dem Studientyp (Fallkontroll-, Kohorten- oder Querschnittsstudie) signifikant unterschied. JL
Kommentar

Rauchen erhöht bei Psychose-kranken Menschen das Suizidrisiko um das Doppelte. Doch die Autoren werfen die Frage auf, ob der Nikotinkonsum wirklich „suizidogen“ ist, d. h. ob es sich beim Rauchen um einen echten Risikofaktor oder aber um einen Mediator oder einen anders gearteten Zusammenhang handelt. U. a. wird chronisches Rauchen mit neurobiologischen Veränderungen wie der Verdünnung orbito-frontaler Kortizes und funktionellen Veränderungen im Sinne eines „Low Serotonin Syndrome“ in Verbindung gebracht, die ihrerseits die Suizidalität erhöhen können – auch in der Allgemeinbevölkerung. Die Zusammenhänge müssen also weiter untersucht werden. Eine interessante Frage ist, ob Anti-Rauch-Programme die Suizidalität verringern können.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Sankaranarayanan A et al.: Smoking, suicidality and psychosis: a systematic meta-analysis. PLoS One 2015; 10(9): e0138147 [Epub 15. Sept. 2015; doi: 10.1371/journal.pone.0138147]

ICD-Codes: R45.8

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x