NMOSD versus MS versus Kontrollen

Neuro-Depesche 9/2021

Unterschiede im retinalen Vaskulopathie-Muster?

Sowohl bei der MS als auch bei den NMOSD kommt es zu Änderungen der retinalen Gefäßdichte. Zur Klärung der Unterschiede wurde jetzt in Polen die optische Kohärenztomographie-Angiographie (OCTA) bei MS- und NMOSD-Patienten eingesetzt. Dabei wurde zwischen oberflächlichem (SCP) und tiefem Kapillarplexus (DCP) der Retina unterschieden.
Bei 40 MS-Patienten (77 Augen) und 13 NMOSD-Patienten (17 Augen) sowie 20 alters- und geschlechtsgematchten gesunden Kontrollen (40 Augen) wurde die Gefäßdichte (Vessel densitiy, VD) mittels OCTA im DCP und SCP gemessen und in Bezug zur Dicke des Ganglienzellkomplexes (GCC) gesetzt. Nach Vorliegen oder Fehlen einer anamnestischen, mind. sechs Monate zurückliegenden Optikusneuritis (ON) wurden vier Subgruppen gebildet.
 
Geringere DCP-Dichte nur bei MS-Patienten
Die DCP-Gefäßdichte war in beiden MS-Gruppen im Vergleich zu den gesunden Augen der Kontrollen signifikant erhöht (p < 0,001), nicht aber in den beiden NMOSD-Gruppen. Die SCP-Gefäßdichte dagegen war bei MS+ON, MS-ON und NMOSD+ON jeweils signifikant geringer als bei den Kontrollen (p < 0,001). Sie fiel außerdem in den beiden Gruppen mit anamnestischer ON (MS+ON und NMOSD+ON) signifikant niedriger aus als bei den Patienten ohne ON. Auch die Differenz zwischen SCP und DCP war in beiden ON+-Krankheitsgruppen signifikant höher als in den Gruppen ohne ON (MS+ON vs. NMOSD+ON: p < 0,001; MS-ON vs. NMOSD-ON: p = 0,020).
Die mittlere GCC-Dicke erwies sich in drei Patientengruppen (MS+ON, MS-ON, NMOSD+ON) als signifikant geringer als bei den Kontrollen (p < 0,001). In diesen drei Gruppen wurde auch eine signifikante positive Korrelation zwischen GCC-Dicke und verringerter SCP-Dichte festgestellt (p < 0,001), während die DCP-Dichte mit der GCC-Dicke nicht signifikant korrelierte. Auch die SCP-DCP-Differenz zeigte eine starke negative Korrelation mit der GCC-Dicke für MS+ON (p < 0,001), MS-ON (p < 0,001) und NMOSD+ON (p = 0,006). Die DCP-Dichte nahm allerdings bei Ganglienzellen-Verlust in der MS-Gruppe tendenziell zu und in der NMOSD-Gruppe tendenziell ab. CA
Fazit
Die Dichte des SCP nimmt bei Vorliegen einer Ganglienzellatrophie sowohl bei MS als auch bei NMOSD ab. Im Gegensatz steigt die Dichte des DCP bei der MS eher an und bei der NMOSD eher ab. Diese Befunde deuten darauf hin, dass die retinale Vaskulopathie bei MS-Patienten sekundär als Folge der Ganglienzellatrophie entsteht, während ihr bei NMOSD ein primär bedingter echter Kapillarverlust beider Gefläßplexus zugrunde liegt.
Quelle: Rogaczewska M et al.:Macular vessel density differs in multiple sclerosis and neuromyelitis optica spectrum disorder: An optical coherence tomography angiography study. PLoS One 2021; 16(6): e0253417 [Epub 17. Juni; doi: 10.1371/journal.pone.0253417]
ICD-Codes: G36.0

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x