Jugendliche mit ADHS

Neuro-Depesche 11-12/2018

PLMS − Marker für neurobiologische Defizite?

Angesichts einer hohen Komorbidität zwischen ADHS und periodischen Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) stellt sich die Frage, ob bei Jugendlichen mit ADHS eine Assoziation mit neurokognitiven bzw. Verhaltensauffälligkeiten besteht.

In klinischen Kohorten reicht die PLMS-Prävalenz bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS von 26% bis 64%. Umgekehrt erfüllten bis zu 91% mit PLMS die Kriterien für eine ADHS. Jedoch ist nur sehr wenig über die PLMS-Prävalenz bei Jugendlichen mit ADHS in der Allgemeinbevölkerung bekannt − und noch weniger über Zusammenhänge von ADHS und PLMS mit neurokognitiven und Verhaltensaufälligkeiten.
In die aktuelle US-Studie wurden 421 Jugendliche (17,7 ± 2,3 Jahre alt; 53,9% männlich), eine zufällige Bevölkerungsstichprobe aus der Penn State Child Cohort, aufgenommen. Sie unterzogen sich einer Polysomnographie und neurokognitiven Tests. Angewendet wurden außerdem die Child or Adult Behavioral Checklist (C/ABCL). Die PLMS wurden anhand des PLM-Index (PLMI; ≥ 5 Ereignisse pro Stunde Schlaf) quantifiziert.
103 Teilnehmer waren von PMLS betroffen. Die 98 Jugendlichen mit ADHS wiesen eine PLMS-Prävalenz von 35% und einen PLMI von 5,4 ± 7,3 auf. Bei den Kontrollpersonen lag die PLMS-Prävalenz mit 21% (p = 0,004) ebenso signifikant darunter wie der PLMI von 3,4 ± 5,6 (p = 0,006).
Im Vergleich zu den Kontrollen wachten die Jugendlichen mit PLMS nach dem Einschlafen signifikant häufiger auf. Ihre Gesamtschlafzeit war kürzer, ihr Schlaf nicht so erholsam. Außerdem berichteten sie häufiger, ein „Eulen- Typ“ zu sein und Aufwachprobleme zu haben. Dagegen unterschieden sich die Schlafparameter der 63 Jugendlichen mit ADHS ohne PLMS meist nicht signifikant von denen der Gesunden. Die 35 Jugendlichen mit ADHS plus PLMS zeigten gegenüber allen anderen Gruppen eine längere Einschlaflatenz.
Erwartungsgemäß war eine ADHS signifikant mit schlechteren Scores in allen Tests zu den neurokognitiven und Verhaltensfunktionen assoziiert. Die PLMS korrelierten bei den ADHS-Patienten mit schlechteren Werten im C/ABCL, z. B. mit einem stärkeren internalisierenden Verhalten. Signifikante Wechselwirkungen zwischen ADHS und PLMS zeigten sich u. a. daran, dass die 35 Jugendlichen mit beiden Erkrankungen durch Kontrollstörungen (ermittelt mit dem Stroop-Test) auffielen. Ansonsten zeigte die nächtliche Bewegungsstörung keine signifikanten Assoziationen mit den neurokognitiven Funktionen.
Die ADHS-Schwere und das externalisierende Verhalten standen bei allen Patienten in einer Art Dosis-Wirkungs-Beziehung. GS
Kommentar

Diese Studienresultate deuten darauf hin, dass PLMS bei Jugendlichen mit ADHS ein Marker für schwerere neurobiologische Defizite ist, die u. a. auch das Risiko für Angststörungen und Depression erhöhen können.

Quelle:

Freye SS et al.: Neurocognitive and behavioral significance of periodic limb movements during sleep in adolescents with attention-deficit/hyperactivity ... Sleep J 2018 (Epub 7. Juli; doi: 10.1093/sleep/zsy129)

ICD-Codes: F90.0

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