An der virtuellen Zusammenkunft „Highlights Digital“ der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) und des Arbeitskreises Botulinumtoxin (AkBoNT) am 4. und 5. März 2021 tauschten sich hochspezialisierte Experten, Ärzte und andere Berufsgruppen intensiv aus. Viele Symposien waren ausgesprochen zukunftsorientiert und befassten sich mit den letzten und anstehenden Fortschritten. So in der Molekulardiagnostizierung
Hier einige Themen, die von den an der Online-Tagung maßgeblich beteiligten Experten hervorgehoben wurden.
Parkinson Agenda 2030
Prof. Dr. med. Günther Höglinger
Prof. Günter Höglinger, Hannover, erster Vorsitzender der DPG betonte, „dass die kommenden zehn Jahre für die therapeutische Parkinson-Forschung entscheidend sind“. Er forderte den gesamtgesellschaftlichen und politischen Willen ein, die Parkinson-Syndrome konsequenter zu bekämpfen. Das Know-how liege grundsätzlich vor, es fehle die stringente Förderung und Strukturierung der Forschung. Mit der Parkinson- Agenda 2030 wollen „wir die Öffentlichkeit für die realistische und hoffnungsvolle Option sensibilisieren, dass […] diese Erkrankung 200 Jahre nach ihrer Erstbeschreibung endlich ursächlich therapiert werden könnte“. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zwar symptomatisch wirksame Therapien entwickelt, doch eine Verzögerung der Progression oder gar ein Verhindern des Krankheitsausbruchs wurden nicht erreicht. „Dabei könnte“, so Höglinger, „die Forschung mit neuen Technologien wie Biomarkern, genetischer Stratifizierung und molekularen Therapien in den kommenden zehn Jahren auch eine Revolution in der Therapie der Parkinson- Krankheit und anderer Bewegungsstörungen einleiten“. Als Beispiel nannte er die objektive Diagnostik von Parkinson-Syndromen z. B. durch die Bestimmung der alpha-Synuclein-Aggregate im Liquor mittels RT-QuiC oder der Tau-Aggregate im Gehirn mit dem PET-Tracer PI-2620. Für Parkinson-Risikopersonen muss nach Möglichkeiten gesucht werden, durch frühzeitige Intervention den Ausbruch der klinischen Symptome zu verhindern.
Personalisierte Therapien durch molekulare Diagnostik und Stratifizierung
Prof. Christine Klein, Direktorin des Instituts für Neurogenetik, Universität Lübeck, erläuterte,
Prof. Christine Klein
dass die genetisch bedingten Parkinson-Syndrome umso besser behandelt werden können, je genauer die molekulare Diagnostik ihre genetischen Merkmale erfasst. Insgesamt finden sich bei ca. 10 % aller Parkinson-Patienten Mutationen, für die erste klinische Studien durchgeführt werden. Monogene Parkinson- Syndrome (PS) machen ca. 5 % aller Parkinson-Erkrankungen aus. Hier wurden drei autosomal-dominant (SNCA, VPS35 und am häufigsten LRRK2) und drei autosomal-rezessiv (Parkin, PINK1, DJ-1) vererbte kausale Parkinson-Gene identifiziert. Daneben gibt es genetische Risikofaktoren, von denen Mutationen im Glukozerebrosidase-Gen GBA1 am wichtigsten sind. Sie können zur Anreicherung von alpha-Synuclein im Gehirn führen. „Ziel unserer Bemühungen ist, maßgeschneiderte Therapien für Patienten mit genetischen Parkinson-Formen zu ermöglichen“, so Klein.
Prof. Georg Ebersbach, Beelitz-Heilstätten, brach eine Lanze für die in verschiedenen Formen
Prof. Georg Ebersbach
eingesetzten aktivierenden Therapien. In Tiermodellen zeigen sich unter körperlichem Training neurorestaurative Effekte, und bekanntlich senkt körperliche Aktivität das Risiko, an Parkinson zu erkranken Bei den aktivierenden Therapien stehe ein breites Spektrum an Therapieansätzen zur Verfügung, doch es werden mehr und bessere Studien benötigt, um deren Potenzial zu evaluieren. In jedem Fall sprach er sich für eine multidisziplinäre Versorung unter Beteiligung spezialisierter Pflegekräfte und Therapeuten aus, denn „eine spezialisierte Physiotherapie führt bei Parkinson-Patienten zu weniger Komplikationen, einer höheren Mobilität und auch einer höheren Lebensqualität“. JL
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