Neuro-Depesche 7-8/2021

Neues vom 7. EAN zu COVID-19 und den Folgen

Kognitive Fähigkeiten anhaltend gestört
In Mailand wurden die kognitiven Fähigkeiten in einer Kohorte von 49 COVID-19-Patienten in der Postakutphase untersucht. Zei Monate nach ihrem Klinikaufenthalt litten 16 % unter depressiven Symptomen und 18 % unter posttraumatische Stresssymptome. In der umfassenden neuropsychologischen Untersuchung waren die exekutiven Funtionen bei fast der Hälfte (45 %) beeinträchtigt und die visuell-räumliche Wahrnehmung bei knapp jedem Dritten 30 % gestört. Jeder Vierte der Post-COVID-Patienten hatte anhaltende Einbußen des verbalen und nonverbalen Gedächtnisses entwickelt. In dieser Stichprobe bestand eine negative Beziehung zwischen den Exekutivfunktíonen und der Schwere der Atemwegssymptome bei Klinikaufnahme (p < 0,01). Die kognitiv und/oder psychisch beeinträchtigten Patienten wiesen vermehrt Hyperintensitäten der weißen Substanz auf, doch die Kausalität ist ungewiss. Nicht signifikant fiel der Zusammenhang zwischen kognitiven Leistungen und dem Hirnvolumen aus. Nun bleibt abzuwarten, so die Autoren, ob sich die kognitiven Probleme zurückbilden oder auf einem (irreversiblen) neurodenerativen Prozess beruhen.
 
Risikofaktoren für einen fatalen Verlauf
Anhand der Daten von 3.127 COVID-19-Patienten des europäischen LEOSS-Registers wurden neben den neurologische Manifestationen auch die Mortalitätsraten ausgewertet. Neun von zehn Patienten (95,2 %) waren hospitalisiert worden, mehr als die Hälfte (54,4 %) zeigten mindestens ein neurologisches Symptom, am häufigsten Müdigkeit (27,6 %), Kopfschmerzen (15,3 %), Übelkeit/Erbrechen (14,0 %), Muskelschwäche (13,2 %), Geruchstörung (6,9 %), Geschmackstörung (8,3 %) und Delir (6,3 %). Insgesamt betrug die Sterberate 17,5 %, Sie war deutlich höher bei Patienten mit komorbider Demenz (38,0 %), Bewegungsstörungen (32,8 %) und vorbestehenden zerebrovaskuläre Erkrankungen (32,3 %). Risikofaktoren für einen kritischem COVID-19-Verlauf, eine ausbleibende Wiederherstellung und Tod waren der Regressionsanalyse zufolge vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Odds Ratio[OR]: 1,74) gefolgt von höheres Alter (OR: 1,53), männlichem Geschlecht (OR: 1,52), Lungenerkrankungen (OR: 1,49) und Muskelschwäche (OR: 1,40).
 
FDG-PET: Hypometabolismus bei Hyposmie f
In einer 18F-FDG-PET Studie mit 22 Männern und Frauen mit SARS-CoV-2-Infektion ohne vorhergehende schwere Atemnot fand sich bei den 14 Patienten mit isolierter Hyposmie (gegenüber 61 Gesunden) ein relativer Hypometabolismus bilateral im Gyrus parahippocampalis und fusiformis und in der linken Insula. Die Konnektivitätsanalyse ergab eine Beteiligung der Längsfaszikel beidseits. Das FDG-PET könnte, spekulieren die Autoren, bei der Identifizierung anhaltender ZNS-Störungen bei COVID-19-Patienten eine Rolle spielen.
ICD-Codes: U07.1

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