Liganden-Antikörper Fremanzumab bei episodischer und chronischer Migräne

Neuro-Depesche 11-12/2022

Manche Unterschiede liegen im Detail

Die monoklonalen Antikörper gegen CGRP oder seinen Rezeptor stellen in der Prophylaxe der episodischen (EM) und chronischen Migräne (CM) einen Quantensprung dar. Auf einem von TEVA veranstalteten Symposium auf dem Deutschen Schmerzkongress wurden das Pro und Contra zu klinisch relevanten Unterschieden zwischen den Antikörper-Präparaten und die Rolle der Patient Reported Outcomes (PROs) diskutiert.
„Obwohl ein direkter Vergleich der monoklonalen anti-CGRP-Antikörper untereinander nicht vorliegt, können bereits vorliegende gesammelte Daten Hinweise auf mögliche Unterschiede geben“, erklärte Prof. Hartmut Göbel, Kiel. Da die Antikörper gegen Liganden oder Rezeptoren unterschiedliche Kaskaden beeinflussen, kann es bei Versagen eines Rezeptor-Antikörpers durchaus sinnvoll sein, auf einen Liganden- Antikörper zu wechseln und umgekehrt. Daten einer longitudinalen Kohortenstudie weisen darauf hin, dass Liganden-Antikörper nach dem Absetzen evtl. länger wirken als Rezeptor-Antikörper.
Als einziger anti-CGRP-Antikörper kann Fremanezumab entweder vierteljährlich (3 x 225 mg) oder monatlich (1 x 225 mg) appliziert werden. Beide Dosierungsintervalle sind mit einer frühen (ab Woche 1) und lang anhaltenden (bis zu einer Therapiedauer von 52 Wochen) Re sponse verbunden. „Die Durchführung der Prophylaxe nur einmal im Quartal kann“, so Göbel, „für die Patienten einen Pluspunkt darstellen, da sie nur einmal alle drei Monate daran denken müssen“. Außerdem können die Patient:innen die subkutane Injektion mit dem Fertigpen selbst durchführen.
Die Patient Reported Outcomes (PROs) werden bei der Migräne beispielsweise mit MIDAS (Migraine Disability Assessment Score) oder auch dem HIT-6 (6-Item Head ache Impact Test) beurteilt. Unter Fremanezumab besserten sich in mehreren klinischen und ‚Real-World‘-Studien nicht nur die Migräne-Symptome, sondern auch die HIT-6-und/oder MIDAS-Scores signifikant. Ob der Aufwand der Dokumentation ihren Nutzen übersteigt, wurde in Mannheim kritisch diskutiert. „Durch das aufwendige Dokumentieren im zeitknappen Praxisalltag besteht die Gefahr, dass das individuelle Patientengespräch zu kurz kommt“, so PD Dr. Stefanie Förder reuther, München. PD Dr. Gudrun Goßrau, Dresden, führte aus, dass PROs die Versorgung verbessern können, da sie u. a. wichtige Informationen für die klinische Entscheidungsfindung, die Kommunikation, das Selbstmanagement und das Patientenmonitoring liefern. Das Fazit der Expertin: „Die aus den PROs gewonnenen Erkenntnisse spielen nicht nur im klinischen Alltag eine wichtige Rolle zur Bewertung des Therapieerfolgs, sondern sind auch für die Patienten selbst, die Forschung und das Gesundheitswesen unverzichtbar.“ GS
Quelle: Hybrid-Symposium: „Live-Debatte: CGRP und Migräne“, Deutscher Schmerzkongress 2022, Mannheim, 21. Okt. 2022

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