Erste psychotische Episode

Neuro-Depesche 12/2015

Defizite in der Gesichtererkennung und den exekutiven Funktionen korrelieren

Zertifizierte Fortbildung

Patienten mit einer Schizophrenie können emotionale Gesichtsausdrücke schlechter deuten als Gesunde – mit entsprechenden negativen Folgen für die Kommunikation. Eine chinesische Forschergruppe ging nun der Frage nach, ob diese Defizite bei Patienten mit erster Psychose möglicherweise mit den ebenfalls gestörten Exekutivfunktionen in Beziehung stehen.

In Shanghai wurden in die Studie 30 Patienten beiderlei Geschlechts mit Erstpsychose (Alter 16–28 Jahre), 26 ihrer nicht erkrankten Geschwister und 30 gesunde Kontrollen eingeschlossen. Alle unterzogen sich einem herkömmlichen Gesichter-Erkennungstest (Ekman Standard Faces Database) sowie dem Wisconsin Card Sorting Test (WCST) zur Bewertung der exekutiven Funktionen.
Die Patienten und – schwächer ausgeprägt – die Geschwister schnitten sowohl in der Erkennung von Glück, Ekel, Angst in den Gesichtern als auch im WCST schlechter ab als die Gesunden.
Wie erwartet fanden sich bei den Gesunden keine Korrelationen zwischen Gesichterdeutung und Exekutivfunktionen, wohl aber in den beiden anderen Gruppen: Die Schizophrenie-Kranken zeigten eine Schwäche in der Erkennung „mittelgradig glücklicher“ Gesichtsausdrücke, die verringerte Genauigkeit war dabei signifikant korreliert mit der Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Kategorien im WCST (R2 = 0,432; p < 0,05).
Auch bei den nicht-schizophrenen Geschwistern fand sich eine Relation: die Genauigkeit in der Erkennung „geringgradig Ekel ausdrückender“ Minen war negativ mit der Gesamtfehlerrate im WCST korreliert (r = -0,614, p = 0,023) sowie positiv mit der Gesamtfehlerrate (r = 0,623, p = 0,020). Zudem war bei ihnen die Genauigkeit in der Erkennung „emotional neutraler“ Gesichter positiv korreliert mit der Gesamtfehlerrate (r = 0,683, p = 0,014) und negativ mit der Zahl erfolgreich abgeschlossener Kategorien (r = -0,677, p = 0,017).
Die Korrelationen zwischen Gesichtererkennung und WCST-Resultaten schwächten sich ab, wenn die Subskalenwerte der PANSS für die positiven Symptome einberechnet wurden. 37,5% der Gesamtvarianz in der Gesichterdeutungsstörung wurden durch das WCST-Item erfolgreich abgeschlossener Kategorien erklärt. Dieses Item plus die PANSS-Positivsymptomatik erklärten 43,2% der Varianz. JL
Kommentar

Schon bei schizophren erkrankten Personen mit Erstepisode (und ihren psychisch unauffälligen Geschwistern) lassen sie Defizite der Gesichtererkennung feststellen, die mit Teilaspekten der Exekutivfunktionen korrelieren. Da die Positivsymptomatik zu den Defiziten beiträgt, spricht auch dieser Aspekt für deren konsequente Reduzierung durch geeignete Therapien.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Yang C et al.: The relationship between facial emotion recognition and executive functions in firstepisode patients with schizophrenia and their siblings. BMC Psychiatry 2015; 15(1): 241 [Epub 8. Okt.; doi: 10.1186/s12888-015-0618-3]

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