Kindliche Migräne

Neuro-Depesche 3/2019

CGRP im Plasma als Biomarker nutzbar?

Zertifizierte Fortbildung

Calcitonin gene-related peptide (CGRP) spielt in der Migräne-Pathophysiologie eine Schlüsselrolle. Verschiedene Studien zeigen, dass die CGRP-Plasmakonzentrationen bei chronischer Migräne erhöht sind. Nun prüften taiwanesische Neurologen, ob sich die CGRP-Spiegel im Plasma bei der pädiatrischen Migräne als potenzieller Biomarker eignen.

Prospektiv wurden in einer pädiatrischen Klinik 120 Personen im Alter von fünf bis 18 Jahren (60% < 12 Jahre) rekrutiert, die niemals ein Migräne-Prophylaktikum eingenommen hatten: 68 Patienten mit Migräne (M; davon 28 Jungen), 30 mit Nicht-Migräne-Kopfschmerz (NMKS) und 22 Kontrollen ohne Kopfschmerz (Kontr.). Neben dem CGRP-Plasmaspiegel wurde ≥ 2 Wochen nach Beginn der Prophylaxe das therapeutische Ansprechen (Kopfschmerz-Reduktion um ≥ 50%) erfasst.
In der Migräne-Gruppe benötigten mehr Patienten eine Akuttherapie als in der NMKS-Gruppe (91 % vs. 15 %; p = 0,001). In den CGRP-Plasmaspiegeln ergaben sich zwischen diesen beiden Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Der durchschnittliche CGRP-Spiegel der Migräne-Patienten war sowohl während der Attacken (M-A: 291 pg/ml) als auch im attackenfreien Intervall (M-NA: 240 pg/ml) deutlich höher als in der NMKS- (51 pg/ml, p = 0,006 bzw. 0,018) und in der Kontroll-Gruppe (53 pg/ ml, p = 0,016 bzw. 0,045) (s. Abb.).
 

 

Jene 47 Patienten (69 %), die eine präventive Migräne-Behandlung benötigten, wiesen gegenüber den 21 Teilnehmern ohne Prophylaxe ebenfalls signifikant höhere CGRP-Plasmaspiegel (364 vs. 183 pg/ ml; p = 0,031). Während die CGRP-Plasmakonzentrationen zwischen den Respondern und den Nicht-Respondern auf die Prophylaktika (Flunarizin, Cyproheptadin, Gabapentin, Propranolol und Valproinsäure) nicht signifikant unterschiedlich ausfielen, war genau dies für die 14 Topiramat-Responder gegenüber den sechs Nicht-Respondern der Fall (437 vs. 67 pg/ ml; p = 0,021).
Bei einem Schwellenwert von 62,57 pg/ ml CGRP betrug die Sensitivität für die Vorhersage einer Topiramat-Response 0,86, die Spezifität 0,67. Bei einem Cut-off-Wert von 125,97 pg/ml CGRP lagen die entsprechenden Werte bei 0,71 und bei 0,83. JL
Kommentar

Anhand der CGRP-Plasmaspiegel konnten in dieser pädiatrischen Population Migräne von Nicht-Migräne-Kopfschmerz unterschieden werden. Dies ist klinisch besonders bedeutsam, da a) insbesondere (junge) Kinder ihre Kopfschmerzsymptome nicht eindeutig beschreiben können und b) ihre Migräne-Symptome oft von denen Erwachsener abweichen. Damit könnte CGRP als potenzieller Biomarker die Differenzialdiagnostik bereichern. Außerdem könnten die Spiegel des Peptids das therapeutische Ansprechen vorhersagen und damit der Optimierung der Therapiestrategie dienen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Fan PC et al.: Plasma calcitonin gene-related peptide: a potential ... Front Neurol 2019; 10: 10 [Epub 24. Jan.; doi: 10.3389/fneur.2019.00010]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x