Kind versucht sich zu konzentrieren sitzt mit einer Frau am Tisch

Metaanalyse von 31 Placebo-kontrollierten Studien

Neuro-Depesche 11-12/2021

Beeinflussen höhere MPH-Dosen die Kognition?

Methylphenidat (MPH) ist das am häufigsten eingesetzte Medikament bei ADHS. Obwohl es Hinweise darauf gibt, dass es die neurokognitiven Funktionen verbessert, besteht die Befürchtung, dass sich hohe Dosen schädlich auswirken könnten. Eine große Metaanalyse befasste sich jetzt mit dosisabhängigen Effekte des Stimulanz auf die Kognition.
Ausgewertet wurden 31 placebokontrollierte Studien mit insgesamt 804 Kindern mit ADHS im Alter zwischen fünf und 18 Jahren. Daraus wurden die Effektstärken anhand der standardisierten mittleren Differenz (SMD) für kognitive Funktionen niedrigerer Ordnung (allgemeine Reaktionsgeschwindigkeit, Reaktionsvariabilität, nicht-exekutives Gedächtnis) und höherer Ordnung (für exekutives Gedächtnis, inhibitorische Kontrolle und kognitive Flexibilität) sowie für die ADHS-Symptome berechnet. Die Effekte der MPH-Dosis wurden metaregressionsanalytisch untersucht. Zudem wurden separat die SMD für niedrige (0,10 - 0,30 mg/kg), mittlere (0,31 - 0,60 mg/kg) und hohe MPH-Einzeldosen (0,61 - 1,00 mg/kg) verglichen.
 
Variierende Effektstärken
Insgesamt wurde ein linearer positiver Einfluss von MPH auf alle neurokognitiven Funktionen festgestellt (d = 0,20 - 0,73). Im Einzelnen betrug die SMD für die allgemeine Reaktionsgeschwindigkeit 0,29, für die Reaktionsvariabilität 0,73, für das nicht-exekutive Gedächtnis 0,33, für das exekutive Gedächtnis 0,20, für die inhibitorische Kontrolle 0,32 und für die kognitive Flexibilität 0,62.
Während sich ADHS-Symptome und neurokognitive Funktionen niedrigerer Ordnung mit steigender MPH-Dosis signifikant stärker verbesserten, wurde zwischen der Dosis und neurokognitiven Funktionen höherer Ordnung kein linearer Zusammenhang festgestellt. Nachteilige Auswirkungen von MPH auf eine der untersuchten Funktionen wurden nicht beobachtet.
Für die in 16 Studien zusätzlich erhobenen Therapieeffekte von MPH auf die ADHS-Symptome wurde eine sehr hohe SMD von 0,95 ermittelt. HL
Fazit
Auch wenn die Effektstärken stark schwankten, waren die Auswirkungen von MPH auf die kognitiven Funktio- nen – auch bei höheren Dosen – durchwegs positiv.
Quelle: Vertessen K et al.: Meta-analysis: dose-dependent effects of methylphenidate on neurocognitive functioning in children with attention-deficit/hyperactivity disorder. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry 2021;S0890-8567(21)01709-3. [Epub 11. Sept.; doi: 10.1016/j.jaac.2021.08.023]
ICD-Codes: F90.0
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