An der Fall-Kontroll-Studie nahmen 100 Jugendliche (74 weiblich) mit einer leichten (n = 18), mittelschweren (n = 26) oder schweren (n = 56) Erstepisode einer unipolaren Depression und 101 psychisch gesunde Kontrollen im Alter von zehn bis 18 Jahren teil. Mit einem Fragebogen, den die Probanden selbst und zusätzlich ein Elternteil ausfüllten, wurde eine große Zahl an Stressfaktoren in verschiedenen Lebenssphären erfasst.
Tatsächlich waren nahezu alle psychosozialen und soziodemographischen Stressoren bei den depressiven Jugendlichen häufiger als bei den Kontrollen. Signifikant (je p < 0,001) betraf dies u. a. Wiederholen eines Schuljahres (35,7 % vs. 12,9 %; Odds Ratio: 3,76), Schulwechsel (38,1 % vs. 9,9 %; OR: 5,61), verbaler Missbrauch zuhause (45 % vs. 16,8 %; OR: 19,96), Geschlagenwerden zuhause (21,0 % vs. 5,9 %; OR: 9,80) und allgemein ein Opfer von Gewalt sein (11,1 % vs. 1,0 %; OR: 8,98). Tendenziell in der Depressionsgruppe häufiger waren u. a. Trennung der Eltern (47,5 % vs. 30,7 %; OR: 2,04) und delinquentes Verhalten der Probanden (21,2 % vs. 9,0 %; OR: 5,80).
Darüber hinaus waren die Mütter depressiver Jugendlicher während/nach der Schwangerschaft häufiger starken psychischen Belastungen ausgesetzt (43,8 % vs. 27,6 %; OR: 5,09). Der Anteil mit mindestens einem affektiv erkrankten Elternteil war auch höher (42,0 % vs. 6,9 %; OR: 33,52), was in der Regressionsanalyse ein signifikanter Faktor für eine Depression war (OR: 12,60; p < 0,001).
Protektive Faktoren?
Am besten sagten die drei Stressoren affektiv erkrankter Elternteil, eigenes gewalttätiges Verhalten und vor allem Schulwechsel die Depression voraus. In der Summe erklärten die psychosozialen Stressoren im Fall-Kontroll-Vergleich 44,8 % der Varianz. Die potenziell protektiven Faktoren soziale Unterstützung und positives Familienklima waren bei den depressiven Jugendlichen signifikant seltener als bei den Kontrollen – allerdings beeinflussten diese den Einfluss der drei spezifischen Stressoren auf die Depression nicht signifikant. JL