Landesweite große Kohortenstudie

Neuro-Depesche 5-6/2019

CAVE: Pneumonie nach Schlaganfall unter PPI und H2-Antagonisten

Zertifizierte Fortbildung

Bei Schlaganfallpatienten sind Lungenentzündungen eine Hauptursache für die erhöhte Sterblichkeit. In einer retrospektiven landesweiten Kohortenstudie wurde jetzt untersucht, inwieweit verschiedene Magenschutz-Medikamente das Auftreten einer Pneumonie beeinflussen. Es ergaben sich klinisch relevante Unterschiede.

Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) und H2-Rezeptor-Antagonisten (H2RA) sollen durch Unterdrückung der Magensäure Sodbrennen verringern und Ulcera vorbeugen. Da die Magensäure eine bakterizide Wirkung hat, könnte die antazide Wirkung zu Lungenentzündungen prädisponieren. Mukoprotektiva dagegen entfalten ihre magenschützende Wirkung mit einer nur geringen oder aber keiner Säure-Neutralisierung.
Anhand nationaler Krankenversicherungsdaten wurden in Korea 8.319 Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall im Alter > 20 Jahre identifiziert. Im ersten Jahr erhielten 147 (2,2 %) einen PPI (Omeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol, Rabeprazol, Esomeprazol oder Dexlansoprazol), 971 (14,5 %) einen H2RA (Ilaprazol, Cimetidin, Famotidin, Lafutidin, Nizatidin, Ranitidin oder Roxatidin) und 1.131 (16,9 %) einen mukoprotektiven Wirkstoff (Rebamipid, Teprenon, Irsogladin, Ecabet, Polaprezin, Sofalcon, Sucralfat oder Misoprostol). In der mittleren Nachbeobachtungszeit von 3,95 Jahren nach dem Schlaganfall entwickelten 2.035 Patienten (24,5 %) eine Lungenentzündung.
In den multivariaten Cox-Regressionsanalysen zeigte sich unter den PPI ein signifikant um 56 % erhöhtes Lungenentzündungsrisiko (adjustierte Hazard Ratio: 1,56). Und bei Verwendung von H2RA war das Pneumonie-Risiko um 40 % erhöht (adj. HR: 1,40). Diese Risikoanstiege waren sogar größer als der Einfluss von männlichem Geschlecht (adj. HR: 1,19), Alter (adj. HR: 1,21), Diabetes (adj. HR: 1,25) und COPD (adj. HR: 1,28). Im Gegensatz dazu erhöhte der Einsatz der Mukoprotektiva das Lungenentzündungsrisiko nicht (adj. HR: 0,89). Den Vergleich zeigt die Abbildung 1 oben. Außerdem bestand zwischen dem Pneumonie- Risiko und der Höhe der Tagesdosis der PPI und H2RA eine signifikante Dosis- Wirkungs-Beziehung. JL
 

 

Kommantar
Da die Behandlung mit PPI und H2RA mit einem deutlich erhöhten Lungenentzündungsrisiko bei Schlaganfallpatienten einherging, sollten Ärzte die Verschreibung säuresuppressiver Medikamente bei Schlaganfallpatienten vorsichtig handhaben – besonders bei Pneumonie-gefährdeten Patienten, z. B. bei Aspirationsgefahr aufgrund von Schluckstörungen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Song TJ, Kim J: Risk of post-stroke pneumonia with proton pump inhibitors, H2 receptor antagonists and ... PLoS One 2019; 14(5) [Epub 8. Mai; doi: 10.1371/journal.pone.0216750]

ICD-Codes: I64

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