Alle bis zum 30. Sept. 2021 veröffentlichten Beiträge zu ZNS-Demyelinisierung im Zusammenhang mit einer COVID-19-Impfung wurden nach PRISMA-Richtlinien geprüft und nach demografischen und klinischen Befunden, diagnostischer Aufarbeitung, Management und Gesamtergebnis stratifiziert.
Es fanden sich insgesamt 32 Fälle. Die Betroffenen waren durchschnittlich 44 Jahre alt und mehrheitlich weiblich (68,8 %). Elf Demyelinisierungen traten nach Gabe des Pfizer-Vakzins auf, acht nach dem AstraZeneca-, sechs nach dem Moderna-, fünf nach den Sinovac/Sinopharm-Impfstoffen und je einer nach dem Sputnik- und Johnson&Johnson-Vakzin.
Transverse Myelitis und MS-Symptome am häufigsten
Die Mehrzahl der Fälle (71,8 %) ereignete sich nach der ersten Dosis des Impfstoffs, wobei sich die neurologische Symptome nach durchschnittlich neun Tagen manifestierten. Am häufigsten waren eine transversale Myelitis (12/32) und MS-ähnliche Bilder (erste Diagnose oder Schub) in weiteren 12/32 Fällen, gefolgt von ADEM-ähnlichen (5/32) und NMOSD-ähnlichen (3/32) Symptomatiken. In 17/32 der Fälle (53,1 %) lag eine frühere immunvermittelte Erkrankung vor.
Die mRNA-basierten Impfstoffe führten zu der größten Anzahl an demyelinisierenden Syndromen (17/32), gefolgt von viralen Vektor- (10/32) und inaktivierten Impfstoffen (5/32). Die meisten MS-ähnlichen Episoden (9/12) wurden durch mRNA-basierte Impfstoffe ausgelöst, während eine TM sowohl nach Vektor- als auch nach mRNA-Impfstoffen auftrat.
Die Behandlungen umfassten hochdosiertes Methylprednisolon, PLEX, IVIg oder eine Kombination davon – meist mit einem günstigen Ergebnis: Eine deutliche oder vollständige Verbesserung erreichten 25 der 32 Patienten und die verbleibenden 7 Patienten eine Stabilisierung oder partielle Erholung.
Die Autoren schlagen eine langfristige Überwachung vor, um die Inzidenz, das Erscheinungsbild und die Folgen detailliert zu erfassen. JL