Pädiatrische Migräne

Neuro-Depesche 9/2020

Welchen Einfluss hat die Pubertät?

Die Migräne hat bei Kindern und Jugendlichen eine Prävalenz von 3 % bis 10 %. Diese steigt mit zunehmendem Alter an. Vor der Pubertät sind Jungen und Mädchen zu etwa gleichen Anteilen betroffen, ab der Adoleszenz überwiegt aber der Anteil der Mädchen. Die Rolle der Pubertät wurde nun in einer kleinen prospektiven Studie geprüft.
Forscher aus Barcelona rekrutierten auf einer neuropädiatrischen Abteilung elf Mädchen und acht Jungen mit einer Migräne- Diagnose, davon in fünf Fällen mit Aura. 73,7 % hatten eine familiäre Kopfschmerz- Anamnese. Im Durchschnitt waren die 19 Patienten 10,2 Jahre alt und mit 8,2 Jahren erkrankt. Details ihrer Migräne- Symptomatik sowie Ess- und Schlafgewohnheiten wurden erfasst und zwei Jahre später in einer telefonischen Nachuntersuchung erneut abgefragt.
Nach den zwei Jahren hatten sich weder Lokalisation oder Qualität der Kopfschmerzen noch deren Häufigkeit oder Dauer relevant geändert – insbesondere war es wider Erwarten zu keiner Remission gekommen. Allerdings berichteten viele der mittlerweile postpubertären Patienten, dass sich ihre Migräne-Begleitsymptome deutlich verändert hatten: Eine jeweils signifikante Zunahme (p < 0,05) zeigte sich jetzt bei Benommenheit (44,4 % vs. 88,9 %), Schwindel (11,1 % vs. 66,7 %), Verwirrung (5,6 % vs. 77,8 %) und Stimmungsschwankungen (38,9 % vs. 83,3 %).
Der Anteil der Patienten mit Prodromalsymptomen war massiv von 16,7 % auf 50 % gestiegen, besonders Übelkeit hatte zugenommen (von 0 % auf 22,2 %; p = 0,052). Der Anteil der Patienten mit einer Allodynie hatte sich in den zwei Jahren mehr als verdoppelt (27,8 % vs. 61,1 %). Außerdem wurden ihre Migräne-Attacken deutlich häufiger von Schlafstörungen (5,6 % vs. 38,9 %) und Zeitplanänderungen (0 % vs. 38,9 %) getriggert. Von den sechs Patientinnen mit Menarche zum Follow-up-Zeitpunkt gaben fünf (83,0 %) die Menses als Migräne-Auslöser an.
Ein größerer Anteil der Teilnehmer berichtete jetzt über unregelmäßigere Schlafdauer und -zeiten (50 % vs. 87,5 %; p < 0,05). Keines der übrigen Merkmale (Essgewohnheiten, körperliche Aktivität, schulische Leistung, Angst etc.) hatte sich jedoch signifikant verändert. HL
Kommentar
Diese kleine Pilotstudie legt nahe, dass die Prodromalsymptome der Migräne in der Pubertät (und den damit verbundenen Lebensstiländerungen) zunehmen, einige Trigger wie Schlafstörungen häufiger werden und auch Begleitsymptome neu auftreten oder zunehmen können.
Quelle: Fonseca E et al.: Impact of puberty in pediatric migraine: A pilot prospective study. J Clin Neurol 2020; 16(3): 416-22

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