Mütter mit Psychosen

Neuro-Depesche 11/2005

Welche Auffälligkeiten zeigen die Kinder?

Die Schizophrenie wird im Allgemeinen als Folge einer neuronalen Entwicklungsstörung betrachtet, die sich in hirnstrukturellen Veränderungen sowie in neurologischen und neuropsychologischen Beeinträchtigungen äußert, in leichterer Form evtl. auch bei phänotypisch gesunden Verwandten. Dies wurde nun bei Personen mit erhöhtem familiärem Risiko für eine schizophrene oder affektive Psychose untersucht.

In die Studie wurden 74 Nachkommen von Müttern mit schizophrenen/schizophreniformen (n = 38) oder affektiven (n = 36) Psychosen und 88 Probanden von nicht psychotisch erkrankten Eltern eingeschlossen. Zum Zeitpunkt des Follow-up hatten die Teilnehmer ein mittleres Alter von 22,3 Jahren. Die neuropsychologische Untersuchung umfasste insbesondere Test zur Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsleistung, sowie zum grammatikalischen Verständnis. Zusätzlich wurden Reaktionstests und ein "Finger-Tapping" durchgeführt. Die neurologische Untersuchung beinhaltete u. a. Koordination, Muskelkraft und -tonus, sensorische Funktionen, Reflexe und kognitive Funktionen (44 Testitems) und diente der Bestimmung eines "Neurological Abnormality Score". Die Nachkommen mit genetischem Risiko für die Entwicklung einer Schizophrenie zeigten in den Testungen signifikant eingeschränkte verbale Gedächtnisleistungen, eine verminderte selektive Aufmerksamkeit und schlechtere grammatikalische Fähigkeiten als die Probanden ohne genetisches Psychoserisiko. Einschränkungen in diesen drei Kategorien fanden sich mit 16% in der Gruppe mit genetischem Schizophrenierisiko signifikant häufiger als bei den Probanden mit normalem Risiko (3%) und bei den Teilnehmern mit einem familiär erhöhtem Risiko für affektiven Psychosen (0%). Zudem standen bei den Personen mit erhöhtem Schizophrenierisiko (und den Personen mit normalem Risiko) verschiedene neuropsychologische Beeinträchtigungen in einer signifikanten Korrelation mit dem "Neurological Abnormality Score". Ein solcher Zusammenhang fand sich bei den Probanden mit erhöhtem affektivem Risiko nicht.

Quelle: Schubert, EW: Neuropsychological impairment and its neurological correlates in adult offspring with heightened risk for schizophrenia and affective psychosis, Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF PSYCHIATRY, Ausgabe 162 (2005), Seiten: 758-766

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