SMA-betroffenes Kind übt auf dem Boden mit einer zweiten Person

Europäische Befragung

Neuro-Depesche 4/2021

Was erwarten, was wünschen die SMA-Patienten?

Nach Zulassung der ersten kausalen Therapie der spinalen Muskelatrophie (SMA) 2017 startete SMA Europe die europaweite Umfrage EUPESMA-2019 zur Alltagsrealität und zu den Behandlungserwartungen der Patienten. Was ist für den optimalen individuellen therapeutischen Nutzen zu beachten?
1.474 Berichte (Rücklauf: 31 %) aus 26 europäischen Ländern waren auswertbar. Die Patienten im Alter bis 81 Jahre litten unter einer SMA Typ 2 (n = 672), Typ 3 (n = 525), Typ 1 (n = 244) und Typ 4 (n = 33), darunter 636 Sitter, 643 Non-Sitter und 195 Walker.
Die Antworten der Patienten bzw. ihrer Caregiver auf die 44 Fragen zeigten, dass die aktuelle SMA-Klassifizierung nach „Typ“ häufig nicht das aktuelle Mobilitätsniveau widerspiegelt. In Übereinstimmung mit den Umfrageergebnissen von 2015 betrachteten die SMA-Patienten die Stabilisierung ihres Zustands als einen Fortschritt. Nur 395 Patienten wurden aktuell behandelt, 73,5 % erhielten keine zugelassene Therapie. Dies unterschied sich zwischen den Alters- und Schweregrad-Gruppen stark. Insgesamt bestand ein großes Interesse an der Teilnahme an klinischen Studien. Darüber hinaus umfassen die Erwartungen der Patienten alternative Behandlungsmöglichkeiten. Sie erwarteten sich außerem viel von der Kombination verschiedener Therapien.
Die Patienten-Perspektiven sollten, so die Autoren, bei den Forschungs- und Entwicklungsprozessen neuer SMA-Therapien, bei der Datengenerierung und bei Diskussionen über den Zugang zu etablierten Therapien eine zentrale Rolle einnehmen. HL
Fazit
Für innovative Ansätze in der SMA-Behandlung und für den Therapiezugang ist die Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen von wesentlicher Bedeutung. Die wichtigsten Resultate der Patientenumfrage lassen sich so zusammenfassen:
• Die meisten SMA-Patienten in Europa haben noch keinen Zugang zu zugelassenen Therapien.
• Die Stabilisierung durch die Behandlung gilt als Fortschritt.
• Herkömmliche Klassifizierungen nach SMA-Typen spiegeln häufig nicht die Schwere der Erkrankung wider.
• Patienten wünschen sich den Zugang zu alternativen Therapien und zu klinischen Studien.
• Die aktive SMA-Community sollte in alle Phasen der Arzneimittelentwicklung einbezogen werden.
Quelle: Gusset N et al.: Understanding european patient expectations towards current therapeutic development in spinal muscular atrophy. Neuromuscul Disord 2021: S0960-8966(21)00028-6 [Epub 4. Feb.; doi: 10.1016/j.nmd.2021.01.012]
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