Postnatale Depression

Neuro-Depesche 3/2018

Was bedeutet die Depression der Mutter für das Verhalten der Kinder?

Zertifizierte Fortbildung

Bei den Teilnehmern der Avon Longitudinal Study of Parents and Children (ALSPAC) untersuchten britische Psychiater, inwieweit postnatale Depressionen der Mütter mit Verhaltensproblemen, schlechteren Schulabschlüssen und eigenen Depressionen der Kinder im jungen Erwachsenenalter zusammenhängen.

Ausgewertet werden konnten die Daten von 9848 Müttern, die im Durchschnittsalter von 28,5 Jahren entbunden hatten, und von 8287 Kindern. Etwa 90% der Mütter waren nicht depressiv. Der Schweregrad der postnatalen Depression bei den Übrigen wurde anhand verschiedener Cut-off-Werte der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) in mittelgradig (13–14 Punkte), ausgeprägt (15–16) und schwer (≥ 17) eingeteilt. Als anhaltend galt eine Depression, wenn der EPDS-Score sowohl zwei als auch acht Monate nach der Geburt oberhalb des jeweiligen Grenzwertes lag. Mit den Depressionsgraden in Beziehung gesetzt wurden die Verhaltensprobleme der Kinder im Alter von 3,5 Jahren (Rutter Total Problems Scale), den Mathematik-Werten bei Schulabschluss im Alter von 16 Jahren und der Prävalenz einer Depression im Alter von 18 nach dem Clinical Interview Schedule-Revised. Ob anhaltend oder nicht-anhaltend, eine relevante postnatale Depression erhöhte das Risiko des Nachwuchses für Verhaltensprobleme merklich: bei Müttern mit mittelgradiger Depression um mehr als das Doppelte (Odds Ratio: 2,22), bei jenen mit ausgeprägter Depression um knapp das Doppelte (OR: 1,91) und bei jenen mit einer schweren Depression um fast das Zweieinhalbfache (OR: 2,39). Besonders eine persistierende schwere Depression (0,8% der Mütter) war für die Entwicklung des Kindes nachteilig: Das Risiko für Verhaltensprobleme im Alter von 3,5 Jahren war bei diesen Kindern knapp um das Fünffache erhöht (OR: 4,84). Die OR für schlechtere Mathematikleistungen mit 16 Jahren lag bei 2,65 und für eine Depression im Alter von 18 Jahren bei 7,44. JL

Kommentar

Die vorliegende Studie belegt eindeutig: Gerade über Monate anhaltende Depressionen junger Mütter beeinträchtigten ihre Kinder in allen hier erhobenen Aspekten substanziell. Diese Frauen sollten gezielt beraten und konsequent behandelt werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Netsi E et al.: Association of persistent and severe postnatal ... JAMA Psychiatry 2018 [Epub 31. Jan.; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2017.4363]

ICD-Codes: F53.0

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