Schätzungen zufolge persistieren etwa 50% aller kindlichen ADHS ins Erwachsenenalter, die Geschlechterverteilung ist etwa ausgeglichen. Das diagnostische Vorgehen bei Verdacht auf ADHS beim Erwachsenen ist vergleichbar mit dem bei Kindern. Das DSM IV definiert 18 in den letzten sechs Monaten vorhandene ADHS-Symptome, zusätzlich ist die Angabe über Symptome vor dem siebten Lebensjahr notwendig. Die Differenzialdiagnostik im Erwachsenenalter wird allerdings häufiger durch psychiatrische Begleiterkrankungen, meist depressive Syndrome oder Angststörungen, erschwert. Diese können eine relative Kontraindikation für den Einsatz von Stimulanzien darstellen. Medikamentöse Ansätze haben sich in kontrollierten Studien als gut wirksam erwiesen. In einer Metaanalyse wurde eine mittlere Ansprechrate für Methylphenidat von 57%, für Dextroamphetamin von 58% und für Plazebo von 10% ermittelt. Inzwischen sind Stimulanzien auch als langwirkende Zubereitungen für die tägliche Einmalgabe erhältlich. Neben den klassischen Optionen ist mit Atomoxetin - jedenfalls für Kinder - außerdem auch ein spezielles Nicht-Stimulans verfügbar. Bei Nicht-Ansprechen auf die Therapie mit ADHS-Medikamenten oder nicht tolerierte Nebenwirkungen ist eine Antidepressiva-Behandlung in Betracht zu ziehen. In plazebokontrollierten Doppelblindstudien wurde gezeigt, dass u. a. Bupropion und Desipramin weniger wirksam als Stimulanzien aber wirksamer als Plazebo sind. (ms)
ADHS im Erwachsenenalter
Neuro-Depesche 6/2003
Therapiemöglichkeiten erweitern sich
Eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) ist bei Erwachsenen mit einer Prävalenz von 2 bis 6% häufiger als früher angenommen. Wie in der Pädiatrie auch stehen neben psychotherapeutischen Methoden eine Reihe von wirksamen Medikamenten zur Verfügung.
Quelle: Weiss, M: Assessment and management of attention-deficit hyperactivity disorder in adults, Zeitschrift: CMAJ : CANADIAN MEDICAL ASSOCIATION JOURNAL, Ausgabe 168 (2003), Seiten: 715-722