IPS plus essentieller Tremor

Neuro-Depesche 11/2005

STN-DBS Methode der Wahl?

US-amerikanische Neurologen berichten über die Ergebnisse verschiedener chirurgischer Interventionen bei einem Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) und essentiellem Tremor (ET). Die Situation war durch die Überlappung des typischen Parkinson-Ruhetremors und ET-charakteristischer Tremorformen kompliziert.

Bei einem 62-jährigen Mann war seit mehr als 30 Jahren ein (alkoholsensitiver) essentieller Tremor (Aktions- bzw. posturaler Tremor) der Hände bekannt, der mit Betablockern seit mehr als 20 Jahren gut kontrolliert werden konnte, aktuell aber immer schwerer beherrschbar wurde. Im Laufe der Zeit entwickelte der Patient zusätzlich Ruhetremor, Bradykinesie und Rigidität auf der rechten Seite, die in den letzten zehn Jahren zunehmend auch die linke Körperhälfte erfasste. Die komplexe dopaminerge Kombinationsbehandlung besserte Rigor und Bradykinesie, der Ruhetremor sprach kaum und der Aktions- bzw. posturale Tremor überhaupt nicht an. Das bevorzugte Ziel für eine chirurgische Behandlung bei IPS ist entweder der Globus pallidus internus (GPi) oder der Nucleus subthalamicus (STN), bei essentiellem Tremor der Nucleus thalamicus ventralis intermedius (Vim). Im Alter von 59 Jahren erfolgte eine linksseitige Pallidotomie, die die motorischen Parkinson-Symptome auf der rechten Seite kontrollierte, die Aktions- bzw. posturale Komponente des Tremors und die ipsilateralen IPS-Symptome aber nicht beeinflusste. Ein Jahr später wurde daher eine tiefe Hirnstimulation (DBS) des Vim links durchgeführt. Sie resultierte in einer vollständigen Tremorlyse im rechten Arm. Nachdem sich in den folgenden Jahren die linksseitigen Symptome erheblich verschlechterten, erfolgte bei dem Mann eine DBS des rechten Nucleus subthalamicus (STN-DBS). Sie besserte auch die linksseitigen Symptome inklusive des Aktions- bzw. posturalen Tremors (s. Abb.) und des Ruhetremors sowie Rigidität und Bradykinesie. Die Dosen von L-Dopa, Pergolid und Primidon wurden deutlich reduziert. Der UPDRS-Wert für die Motorik nahm von 43 auf 28 Punkte ab. Während der nun dreijährigen Nachbeobachtung ging es dem Mann gut. Die STN-DBS erscheint in Fällen wie diesem als das chirurgische Vorgehen der Wahl. (CE)

Quelle: Stover, NP: Stimulation of the subthalamic nucleus in a patient with Parkinson disease and essential tremor, Zeitschrift: ARCHIVES OF NEUROLOGY, Ausgabe 62 (2005), Seiten: 141-143

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