Es wird immer komplizierter

Neuro-Depesche 4/2021

Stand der COVID-Impfempfehlung im Januar 2021

Neben den weiterhin sehr bedrohlichen COVID-19-Mutationen und den unverantwortlich niedrigen Impfraten hierzulande wird die Pandemie-Situation durch seltene, ggf. aber schwere bzw. tödliche unerwünschte Ereignisse (UE) nach der Impfung kompliziert. Diese betrifft mittlerweile leider mehrere Vakzine. Hier der Stand der Dinge.
Nach dem Auftreten von Sinusvenenthrombosen (SVT) unter dem AstraZeneca-Impfstoff wurden jetzt zusätzlich mehrere Fälle eines Kapillarlecksyndroms registriert. Die EMA empfiehlt weiterhin die Impfung, im UK sollen sie nur über 30-Jährige erhalten. Derzeit stellt sich vielen zuerst mit dem AstraZeneca-Vakzin geimpften Jüngeren die Frage, ob sie sich als zweite Dosis einen mRNA-Impfstoff verbreichen lassen sollen, wie derzeit in Deutschland (für < 60-Jährige) und Frankreich (für < 55-Jährige) empfohlen. Echte Daten dazu gibt es jedenfalls nicht. Nach dem Single-shot-Impfstoff von Johnson & Johnson wurden ebenfalls thrombotische Ereignisse beobachtet, so dass dessen Auslieferung vorerst gestoppt wurde. Alle Sicherheitssignale zu den Impfstoffen werden vom Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) der EMA geprüft – aber das sind bekanntlich nicht die schnellsten.
In den Medien kommen die mRNA-Vakzine von BionTech/Pfizer und Moderna bislang sehr gut weg, doch ganz so sonnig ist die Lage vielleicht doch nicht: Das US-amerikanische Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS) listet nach Erfassung von 13.794.904 Impfungen (Dez. 2020 bis Jan. 2021) in 640 Fällen (9,2 % aller 6.354 gemeldeten UE) schwerwiegende UE auf. Anaphylaxien nach Erhalt beider Dosen traten in 4,5 pro 1 Mio. Dosen auf (ein anderer Report zeigt eine Inzidenz von 11,1 pro 1 Mio. Dosen). Die 113 Todesfälle aber werden der Impfung nicht kausal zugeordnet. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden mRNA-Vakzine sind in einer aktuellen Übersichtsarbeit dargestellt. Die Sicherheitsdaten zu Sputnik V und Sinovac sind noch rarer.
Fazit: Die derzeitige Sicherheitslage zu den COVID-19-Vakzinen ist unübersichtlich – und kann sich buchstäblich stündlich ändern. Das Motto lautet: Auf dem Laufenden bleiben! JL
Draußen alles kein Problem?
Aersolforscher kiritisieren in einem offenen Brief die COVID-19-Maßnahmen im Freien. Sie halten die jetzt von der Regierung erlassenen Regeln für wissenschaftlich nicht gerechtfertigt, weil das Infektionsrisiko an der frischen Luft verschwindend gering sei. „Open air statt Lockdown“, so die Forscher, und „Drinnen lauert die Gefahr!“.
Quelle:

Gee J et al.: First Month of COVID-19 Vaccine Safety Monitoring – United States, December 14, 2020-January 13, 2021.

MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2021; 70(8) :283-8; Meo SA et al.: COVID-19 vaccines: comparison of biological, pharmacological characteristics ... Eur Rev Med Pharmacol Sci 2021; 25(3): 1663-91

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