Hypomane Mischepisode bei Bipolarstörung

Neuro-Depesche 4/2006

Spielt das Geschlecht eine Rolle?

Bei einer gemischten Episode der bipolaren Erkrankung liegt eine Manie oder Hypomanie und gleichzeitig eine relevante depressive Symptomatik vor. Bislang wurden vorzugsweise gemischte Episoden mit akuter Manie untersucht. Im Fokus einer vom Stanley Foundation Bipolar Treatment Network unterstützten Studie standen nun speziell Prävalenz und klinisches Bild gemischter Episoden mit Hypomanie. Hat das Geschlecht der Patienten darauf einen Einfluss?

Eine gemischte Hypomanie wurde diagnostiziert, wenn der Patient auf der Young Mania Rating Scale (YMRS) einen Score > 12 Punkte aufwies und im Inventory of Depressive Symptomatology - Clinician-Rated Version (IDS-C) gleichzeitig > 15 Punkte erreichte. 908 Patienten im durchschnittlichen Alter von 41 Jahren wurden eingeschlossen. Bei 681 Teilnehmern lag eine bipolare Störung vom Typ I, bei 187 vom Typ II vor; bei 40 Patienten wurde eine nicht näher spezifizierte bipolare Störung oder eine schizoaffektive Erkrankung diagnostiziert. 507 Studienteilnehmer waren weiblich. Während der durchschnittlich 16 Monate dauernden Follow-up-Phase erfolgten 14328 Visiten. 392 Patienten (43%) wiesen in mindestens einer der Visiten eine Hypomanie auf. Hypomanische Episoden waren bei Bipolar-I-Störung häufiger als beim Typ II (47 vs. 29%, Odds Ratio: 2,2), bei Frauen und Männern aber ähnlich verteilt (40 vs. 47%). Bei 71% der Patienten mit Hypomanie (= 57% aller 1044 Visiten mit Feststellung einer Hypomanie) wurden gleichzeitig relevante depressive Symptome beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit dafür war bei den hypomanen Frauen (72%) signifikant größer als in der Gruppe der hypomanen Männer (42%). Die Assoziation zwischen Hypomanie und Depression blieb bei Frauen auch unter Anwendung einer modifizierten IDS-C-Version bestehen, bei der fünf mit der YMRS-Skala überlappende Items nicht berücksichtigt wurden. Nicht so bei den Männern: Nach Ausschluss dieser Items bestand keine signifikante Relation zwischen Hypomanie und Depression. Dies ging in erster Linie auf die beiden Items Reizbarkeit und Agitation zurück. Potenzielle Item-Überschneidungen in den Ratingskalen sollten den Autoren zufolge also berücksichtigt werden.

Quelle: Suppes, T: Mixed hypomania in 908 patients with bipolar disorder evaluated prospectively in the stanley foundation bipolar treatment network, Zeitschrift: ARCHIVES OF GENERAL PSYCHIATRY, Ausgabe 62 (2005), Seiten: 1089-1096

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