Dopaminerge Transmission

Neuro-Depesche 6/2002

Selbstmedikation durch Zigaretten?

Kognitive Defizite von Menschen mit Schizophrenie können sich unter anderem in einer Beeinträchtigung des visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisses (VSWM) äußern. Eine amerikanische Studie ging der Frage nach, ob Zigarettenrauchen bzw. Rauchentzug diese Funktion bei schizophrenen Patienten und bei Nicht-Schizophrenen beeinflussen.

Die Studie schloss 23 schizophrene und 29 nicht-schizophrene Raucher, sowie acht schizophrene und 16 nicht-schizophrene nichtrauchende Probanden ein. Alle Raucher konsumierten mindestens 20 Zigaretten am Tag und erfüllten damit die Kriterien für eine Nikotinabhängigkeit. Acht der schizophrenen und 18 der nicht-schizophrenen Raucher waren in der Endauswertung der zehnwöchigen Studie nach den exspiratorischen CO-Messungen abstinent. Nicht-schizophrene und schizophrene Raucher hatten im Vergleich zur nichtrauchenden Gruppe signifikante Beeinträchtigungen des VSWM. Bei nicht-schizophrenen Nikotinabhängigen, die das Rauchen aufgaben, verbesserten sich die Leistungen des VSWM. Bei schizophrenen Patienten, die mit dem Rauchen aufhörten, trat hingegen eine weitere Verschlechterung ein. Tierexperimentell wurden bereits komplexe, meist positive Effekte von Nikotin auf das räumliche Arbeitsgedächtnis beschrieben, vermutlich über Wirkungen auf die kortikale dopaminerge Neurotransmission.

Quelle: George, TP: Effects of smoking abstinence on visuospatial working memory function in schizophrenia, Zeitschrift: NEUROPSYCHOPHARMACOLOGY, Ausgabe 26 (2002), Seiten: 75-85

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