In Deutschland und der Schweiz untersucht

Neuro-Depesche 5-6/2022

RLS-Prävalenz und -Merkmale bei psychiatrischen Patienten

Die Prävalenz eines Restless-Legs-Syndroms (RLS) bei stationär behandelten Psychiatrie-Patienten sowie ihre klinischen Korrelate und prädiktiven Faktoren wurden in einer multizentrischen Studie in Deutschland und der Schweiz ermittelt.
In sieben Zentren wurden 317 stationär behandelte Erwachsene mit verschiedenen psychiatrischen Diagnosen rekrutiert, die anhand der Kriterien der International RLS Study Group (IRLSSG) und der International RLS Severity Scale (IRLS) an einem RLS litten. Bei ihnen wurden die Schlafqualität anhand des Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), des Insomnia Severity Index (ISI) und der Epworth Sleepiness Scale (ESS) erfasst. Mittels Patient Health Questionnaire (PHQ-9) wurden depressive Symptome erfasst.
In dieser Stichprobe betrug die RLS-Prävalenz 16,4 %. Etwa drei Viertel der Betroffenen (76,9 %) erhielt die Erstdiagnose im Rahmen dieser Studie. Der RLS-Schweregrad war mit einem durchschnittlicher IRLS-Score von 20,3 ± 8,4 Punkten mäßig bis schwer.
Ein RLS war signifikant häufiger bei den Frauen (75,0 % vs. 53,2 %; p = 0,0036) und bei Verwandten ersten Grades mit RLS (15,7 % vs. 5,0 %; p = 0,0108). Ein geringerer Alkoholkonsum begünstigte ein RLS, ebenso wie ein höherer Body-Mass-Index (z. B. > 30,0 bis ≤ 35,0 kg/m2: 15,7 % vs. 5,0 %). Mit Ausnahme einer häufigeren Einnahme atypischer Antipsychotika (p = 0,0491) fand sich keine Korrelation zwischen RLS-Symptomen und den Psychopharmaka. Die (subjektive) Schlafqualität fiel bei den Patienten mit RLS erwartungsgemäß signifikant schlechter aus: Sowohl nach PSQI (p = 0,0007) als auch nach ISI (p = 0,0003) und ESS (p = 0,0005). Dem hingegen war die Depressivität nach PHQ-9 gegenüber der Nicht-RLS-Gruppe nicht signifikant ausgeprägter.
 
Signifikante RLS-Prädiktoren
Als Prädiktoren eines RLS ergab die logistische Regressionsanalyse weibliches Geschlecht (Odds Ratio [OR]: 2,67; 95 %-KI: 1,25 - 5,72; p = 0,0115), einen erstgradigen Verwandten mit RLS (OR: 3,29; 95 %-KI: 1,11 - 9,73; p = 0,0316) und exzessive Tagesschläfrigkeit nach ESS (OR: 1,09; 95 %-KI: 1,01 - 1,17; p = 0,0284). Ein höherer Alkoholkonsum erwies sich dagegen als ein schützender prädiktiver Faktor (OR: 0,45; 95 %-KI: 0,22 - 0,94; p = 0,0342). HL
Fazit
Ein relevantes RLS war bei diesen psychiatrischen Patienten mit etwa 16 % deutlich häufiger als in der Bevökerung (5 % - 10 %). Während eines stationären Aufenthaltes sollte diese vulnerable Patientengruppe auf eine RLS-Symptomatik gescreent werden.
Quelle: Weber FC et al.: Restless legs syndrome prevalence and clinical correlates among psychiatric inpatients: a multicenter study. Front Psychiatry 2022; 13: [Epub 14. März; doi: 10.3389/fpsyt.2022.846165]

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