Infektionen nach Schlaganfall

Neuro-Depesche 10/2011

Risikofaktoren, Biomarker und klinisches Outcome

Neurologen aus Halle/Saale untersuchten in einer prospektiven Studie, inwieweit sich Infektionen wie Pneumonien auf das klinische Outcome von Patienten mit ischämischem Hirninfarkt auswirken und vor allem, ob sich Risikofaktoren bzw. prädiktive Biomarker für deren Auftreten identifizieren lassen.

Eingeschlossen wurden 94 Patienten im Durchschnittsalter von 72 Jahren mit einem ischämischen Hirninfarkt verschiedener Genese, die innerhalb von 24 Stunden nach dem Ereignis behandelt worden waren. Der initiale Score der National Institute of Health Stroke Scale (NIHSS) lag bei 9,5. Biomarker wie proinflammatorische Zytokine, Leukozytenzahlen etc. wurden an den Tagen 1, 3 und 5 bestimmt.

Bei 42% der Patienten traten Infektionen auf, die bei knapp der Hälfte (49%) als schwerwiegend erachtet wurden. Sie umfassten eine Pneumonie bei 17 Patienten (18%), eine Katheter-assoziierte Sepsis in 2 Fällen (2%), eine Harnwegsinfektion in 27 (29%), eine obere Atemwegsinfektion in einem (1%) und eine Gastritis in fünf Fällen (5%). Zehn Patienten (11%) wiesen mehr als eine Infektion auf und 29 der Patienten (31%) erhielten Antibiotika.

Patienten mit Infektionen waren älter (Odds Ratio pro Lebensjahr: 1,06; 95%-Konfidenzintervall: 1,01–1,11) und wiesen initial einen höheren NIHSS-Score auf (OR: 1,21, 95%-KI: 1,10–1,34). Es fanden sich außerdem signifikant häufiger Infarkte der Insula (p < 0,0001) und ein größeres ischämisches Areal in der Bildgebung (p < 0,002). Ein höherer NIHSS-Score war auch in der Endauswertung ein unabhängiger Prädiktor für das Auftreten einer schwerwiegenden Infektion.

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Fazit
?! Besonders in der Akutphase nach dem Schlaganfall tragen Infektionen maßgeblich zur Morbidität und Mortalität sowie zu funktionellen Beeinträchtigungen der Patienten bei. Eine Pneumonie tritt mit einer Rate von 5–22% auf und ist die häufigste Todesursache bei den Überlebenden eines Schlaganfalls. Die an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durchgeführte Studie zeigt nun, dass früh erkennbare klinische Indikatoren, insbesondere ein höheres Alter und ein anfänglich höherer NIHSS-Score, das Auftreten von Infektionen signifikant begünstigen. Daneben ergaben sich unter den getesteten, mit den Infektionen korrelierenden Biomarkern leider keine Marker für das Infektionsrisiko schon am ersten Tag. Gerade sie könnten ja das klinische Handeln, z. B. in Form einer sehr frühen Antibiotika-Gabe, leiten.

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