Mit der Verstärkung der langsamen Inaktivierung der spannungsabhängigen Natriumkanäle verfügt Lacosamid über einen anderen Wirkmechanismus als alle übrigen Antiepileptika. Das zur Add-on-Therapie fokal beginnender Anfälle bei Patienten ab dem 16. Lebensjahr zugelassene Medikament hat sich in der prospektiven Praxisstudie VITOBA bei Kombination mit Natriumkanal- und Nicht-Natriumkanalblockern als gut wirksam und verträglich erwiesen. Wie Prof. Felix Rosenow, Marburg, erläuterte, zeigt Lacosamid praktisch keine klinisch relevanten Interaktionen.
Prof. Martin Holtkamp, Berlin, zufolge kann mit – off-label eingesetztem – Lacosamid der SE nach Nicht-Ansprechen auf Benzodiazepine und andere Standardmedikamente in etlichen Fällen beendet werden. In einer Fallserie mit 39 Patienten, die unter generalisierten-konvulsiven (n = 6), komplex- und einfach fokalen Anfällen (n = 17 bzw. 16) litten, führten 200–400 mg Lacosamid als Infusion (40–80 mg/Min.) innerhalb von sechs Stunden zum Sistieren des SE bei 17 Patienten. Die Erfolgsraten lagen bei 2/5 Fällen (40%), wenn Lacosamid als erstes oder zweites SE-Medikament eingesetzt worden war und immerhin noch bei 4/19 (21%) bzw. 1/15 Fällen (7%), wenn es als drittes oder viertes Medikament verabreicht worden war. Dabei traten, so der Experte, keine schweren unerwünschten Ereignisse auf.
Levetiracetam (30–60 mg/kg KG, i.v.) kann den neuen Leitlinien zufolge off-label auf der 2. Stufe des SE, also nach Versagen von Benzodiazepinen (insb. Lorazepam), als Alternative zu den nebenwirkungsbehafteten älteren Antiepileptika Phenytoin, Phenobarbital und Valproat eingesetzt werden. Rosenow stellte eine Literaturrecherche vor, nach der bei insgesamt 345 Patienten mit SE eine Ansprechrate von 70% erzielt worden war.
Lacosamid und Levetiracetam verfügen über den Vorteil, dass die Therapie nach der i.v.-Gabe oral weitergeführt werden kann. JL