Verhaltensstörung im REM-Schlaf

Neuro-Depesche 4/2010

RBD oft übersehen - gezielt nachfragen!

Schlafforscher aus Innsbruck untersuchten bei 703 Schlaflabor-Patienten die Häufigkeit einer (zufällig entdeckten) Verhaltensstörung im REM-Schlaf (REM sleep behavior disorder, RBD). Was kennzeichnet diese bekannte REM-Parasomnie?

Die 501 Männer und 202 Frauen (10 bis 82, im Mittel 51 Jahre alt; 1,3% Kinder bzw. Jugendliche) waren zur Abklärung des Verdachts auf verschiedene Schlafstörungen – Insomnie, Parasomnien, Tagesmüdigkeit etc. – ins Schlaflabor überwiesen worden und unterzogen sich hier einer (Video-)Polysomnographie (PSG).

Eine RBD wurde bei 34 der 703 Patienten (4,8%) diagnostiziert, betroffen waren 27 Männer und sieben Frauen im durchschnittlichen Alter von 57,5 Jahren. Dabei handelte es sich in elf Fällen (1,6%, davon neun Männer) um eine idiopathische RBD. Bei den übrigen 23 Patienten (3,3%; 18 Männer) lag eine mutmaßlich symptomatische RBD vor: Elf dieser Patienten litten unter einem Parkinson-Syndrom, sieben standen unter mit einer antidepressiven Medikation; bei vieren lag eine Narkolepsie mit Kataplexie vor und bei einem Patienten ein Ponsinfarkt.

Von den 34 RBD-Patienten waren nur sechs zur gezielten Abklärung dieser REM-Parasomnie überweisen worden, 20 aber berichteten erst aufgrund dieser gezielter Befragung über ihre nächtlichen RBD-Symp­tome. Bei acht Patienten mit einem typischem RBD-Verhalten in der Video-PSG hatten zuvor keinerlei Hinweise auf dieses Krankheitsbild vorgelegen.

Die logistische Regressionsanalyse belegte signifikante Relationen zwischen RBD und einem Parkinson-Syndrom (Odds Ratio: 16,8; p < 0,001) und einer Narkolepsie mit Kataplexie (OR: 10,7; p = 0,003), SSRI-Therapie (OR: 3,9; p = 0,003) sowie dem Lebensalter (OR: 1,5 pro Dekade; p = 0,039).

Keinen wesentlichen Einfluss dagegen hatten in dieser Auswertung Variablen wie Geschlecht, andere Schlafstörungsdiagnosen, andere neurologische Diagnosen (außer Morbus Parkinson und Narkolepsie, aber einschließlich Epilepsie) oder die entsprechenden Medikationen. cer

Kommentar
?! Eine idiopathische RBD hat in der Bevölkerung eine Prävalenz von 0,5%, sie wurde in dieser österreichischen Population schlafgestörter Patienten mit einer unerwartet niedrigen Frequenz von 1,6% diagnostiziert. Bestätigt wurde die äußerst enge Relation zu einem Morbus Parkinson (dem die RBD in vielen Fällen ja vorausgeht) und der Narkolepsie sowie der SSRI-Einnahme (Kausalität nicht nachgewiesen). 80% der Betroffenen waren Männer. Dass die allermeisten Betroffenen erst nach gezielter Befragung ihre RBD-Symp­tome berichteten, unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen Anamnese und expliziten RBD-Fragen für die Diagnosestellung. Wegen der hohen Verletzungsgefahr für Betroffene und Bettpartner sollte das ärztliche Bewusstsein für die RBD noch stärker geschärft werden.
Quelle: Frauscher, B: REM sleep behavior disorder in 703 sleep-disorder patients: The importance of eliciting a comprehensive sleep history., Zeitschrift: Sleep Medicine, Ausgabe 11 (2010), Seiten: 167-171
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