Zwillingsstudie zum IPS

Neuro-Depesche 7/2005

Protektion durch Zigarettenrauchen?

Eine ganze Reihe epidemiologischer Studien hat Hinweise geliefert, dass das Rauchen vor einem idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) schützt. Bislang konnten jedoch genetische Einflüsse und Umweltfaktoren kaum auseinander gehalten werden. Nun wurden die Ergebnisse der größten bislang durchgeführten Zwillingsstudie zu dieser Fragestellung veröffentlicht.

Grundlage waren Befragungen unter Zwillingspaaren in Schweden aus den Jahren 1967 und 1973 an insgesamt 52000 Personen. Durch den Abgleich mit dem schwedischen Krankenhaus- und Sterberegister konnten in diesem Studienkollektiv jetzt insgesamt 476 IPS-Fälle identifiziert werden. Die jeweiligen 415 Zwillingspartner (117 monozygot, 282 dizygot, Zygotie bei 16 unbekannt) sowie 2380 nach Geschlecht und Alter angepasste nicht-verwandte Befragte ohne IPS dienten in zwei separaten Auswertungen als Kontrollen. In der durch den jeweiligen Zwillingspartner kontrollierten Analyse ergab sich tatsächlich eine signifikante und relevante Negativkorrelation von Tabakkonsum und IPS-Inzidenz (aktuell Raucher vs. lebenszeitlich Nichtraucher, Odds ratio: 0,64). Dabei profitierten Männer etwas stärker als Frauen. Im Vergleich mit der nicht-verwandten Kontrollgruppe trat der schützende Einfluss des Zigarettenrauchens (OR: 0,56) noch stärker hervor als im Zwillingsvergleich. Hier ergab sich außerdem sogar eine signifikante Dosisabhängigkeit (wöchentlicher Konsum < 40 Zig.: OR: 0,89; 41-120 Zig.: OR: 0,59; > 120 Zig.: OR: 0,52). Ferner erwies sich in dieser Auswertung, nicht aber im Zwillingsvergleich, ein höheres Bildungsniveau als Risikofaktor für die schwere neurodegenerative Erkrankung (OR: 1,35). Eine in anderen Studien beobachtete Protektion vor IPS durch Alkoholkonsum konnte in der Gesamtgruppe nicht bestätigt werden. Auch Koffeingenuss und der Wohnort als mögliche Einflussgrößen waren nicht mit der IPS-Inzidenz korreliert. Als Wirkmechanismen der Protektion werden u. a. eine Aktivierung cholinerger Nikotinrezeptoren, eine direkte schützende Nikotin-Wirkung auf die Nervenzellen und/oder eine Hemmung der Monoaminooxidasen vermutet.

Quelle: Wirdefeldt, K: Risk and protective factors for Parkinson`s disease: a study in Swedish twins, Zeitschrift: ANNALS OF NEUROLOGY, Ausgabe 57 (2005), Seiten: 27-33

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