Langzeitbeobachtung

Neuro-Depesche 4/2006

Prognose bei kryptogener kindlicher Epilepsie ist gar nicht so schlecht

Retrospektiv wurden in einer kanadischen neuropädiatrischen Praxis nach den Kriterien der International League Against Epilepsy (ILAE) definierte Fälle kryptogener Epilepsien identifiziert und der Verlauf über bis zu zehn Jahre betrachtet. Wie war die Prognose? Und gab es prognostisch verwertbare Variablen?

Eine ILAE-definierte kryptogene Epilepsie lag bei 60 Kindern vor (davon 32 Jungen). Elf (18%) wiesen vorausgegangene Fieberkrämpfe auf. Neun Kinder (15,0%) hatten Entwicklungsverzögerungen bei Diagnosestellung, 38 (63,3%) hatten eine normale schulische Laufbahn. Die meisten Patienten litten an partiellen Anfällen, 22 Patienten (35,7%) hatten generalisierte Anfälle. Die mittlere Nachbeobachtungszeit nach Therapiebeginn lag bei 53 Monaten (24-128 Monate). Vier Kinder (6,7%) zeigten therapierefraktäre Anfälle. Weitere vier (6,7%) wiesen einen sehr schlechten, acht (13,3%) einen schlechten Verlauf auf. Bei 44 Patienten (73,3%) konnte eine gute Anfallskontrolle erreicht werden - zumeist mit einem Antiepileptikum oder zwei Mitteln. 29 (48,3%) waren für mindestens 24 Monate anfallsfrei. Ein Anfallsrezidiv innerhalb von 12 Monaten stellte sich bei 16 Kindern (26,7%), innerhalb von 24 Monaten bei 31 Kindern (51,7%) ein. Zum Follow-up-Zeitpunkt ohne antiepileptische Medikation waren immerhin 19 Patienten (57,6%). Nur acht (13,3%) mussten schulische Sondereinrichtungen besuchen. Unter den untersuchten Variablen waren u. a. Mehrfachmedikationen und wiederholte Anfallsrezidive signifikant mit Therapieresistenz bzw. einem ungünstigen oder sehr ungünstigen Verlauf korreliert. In der Regressionsanalyse war ein früher, also 6-12 Monate nach Therapiebeginn auftretender Rückfall mit einer signifikant schlechteren Prognose verbunden (p = 0,006, OR: 23,97). Ähnliches galt für Patienten mit Entwicklungsverzögerungen bei Therapiebeginn (p = 0,023, OR: 14,45).

Quelle: Tang-Wai, R: Outcomes inpediatric epilepsy: seeing through the fog, Zeitschrift: PEDIATRIC NEUROLOGY, Ausgabe 33 (2005), Seiten: 244-250

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