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International Congress of Parkinson‘s Disease and Movement Disorders 2023

Neuro-Depesche 10/2023

Neues zum Morbus Parkinson, Morbus Huntington und essenziellem Tremor

Beim diesjährigen Kongress der Movement Disorders Society (MDS) in Kopenhagen trafen sich vom 27. bis 31. August 2023 mehr als 5.200 Fachbesucher aus mehr als 100 Ländern und lauschten 220 Experten. Das Programm umfasste 1.858 Abstracts, 20 Late-breaking Abstracts und 106 Oral Platform Presentations. Hier eine kleine Auswahl an Neuigkeiten zum Morbus Parkinson, zum Morbus Huntington und zum essenziellen Tremor.
Krankheitsmodifizierender GLP-1R-Agonist?

In der Doppelblindstudie LIXIPARK entfaltetet die Behandlung von Parkinson-Patienten im Frühstadium (Durchschnittsalter 60 Jahre, Diagnosestellung vor 1,4 Jahren, UPDRS-III-Score 15) mit dem Antidiabetikum Lixisenatid vermutlich eine krankheitsmodifizierende Wirkung. Der hirngängige Agonist des Glucagon-like-Peptide-1-Rezeptors (GLP1-R) hat in präklinischen Parkinson-Modellen neuroprotektive Eigenschaften gezeigt. Bei den 78 zu Lixisenatid als Add-on randomisierten Patienten war der durchschnittliche UPDRS-III-Score nach 12 Wochen absolut stabil geblieben (0,0 Punkte; 95 %-KI: -2 bis 2), während er sich bei den 78 Patienten unter Placebo deutlich verschlechterte (+3,0; 95 %-KI: 1 - 5). Der Unterschied in diesem primären Endpunkt war signifikant (p = 0,0068). Zudem war der mittlere MDS-UPDRS-III-Score im OFF nach 14 Monaten (nach dem Ende der Auswaschphase) als sekundärer Endpunkt unter Lixisenatid signifikant niedriger als unter Placebo (17,7; 95 %-KI: 16 - 20 vs. 20,6; 95 %-KI: 19 - 23; p = 0,0445). Unter Lixisenatid trat häufiger Übelkeit auf, die Abbruchquote war mit 4,5 % niedrig. Zwei monozentrische Phase-II-Studien mit den GLP-1R-Agonisten Exenatid und Liraglutid hatten schon positive Effekte auf motorische und nicht-motorische Symptome gezeigt.

Motorik und NMS durch Probiotikum gebessert

In einer randomisierten Studie mit Parkinson-Patienten mit Obstipation hat sich die Gabe eines Probiotikums mit vier Bakterienstämmen nicht nur auf die Darmdysbiose und die Obstipation sondern auch auf die motorischen und nicht-motorischen Symptome positiv ausgewirkt. Die 35 Patienten unter Verum erfuhren gegenüber den 33 unter Placebo nach 12 Wochen eine signifikante Anreicherung „erwünschter“ Bakterien. Zudem wurde eine signifikante Verringerung der „Zeit bis zum On“ (von 31,43 auf 23,59 min: p = 0,027) und des Gesamtscores der NMS-Scale (von 70,71 auf 61,34 Punkte; p = 0,005) festgestellt. Letzteres war getrieben durch Besserungen der NMSS-Items Schlaf/Müdigkeit (p = 0,007) und Magen-Darm-Beschwerden (p < 0,001). Derartige Probiotika-Effekte wurden zum ersten Mal gezeigt, könnten allerdings u. a. auf der Besserung der L-Dopa-Resorption beruhen.

Hilft Bewegungstraining bei Essenziellem Tremor?

In einer ‚Feasibility‘-Pilotstudie wurden die Effekte eines Bewegungstrainings bei Patienten mit Essenziellem Tremor (ET) auf die motorischen und nicht-motorischen Symptome geprüft. Sechs ET-Patienten absolvierten ein sechswöchiges Trainingspro- gramm mit einem kombinierten Widerstands- und Ausdauertraining (AREP) für die oberen Gliedmaßen. Nach der Intervention hatten sich die Scores für die Müdigkeit auf der Parkinson Fatigue Scale (PFS) sowie die Angst und Depression nach der Hamilton Anxiety/Depression Rating Scale (HAMD) gegenüber Baseline signifikant (je p < 0,05) und mit einer großen Effektgröße (ES je > 0,8) gebessert. In der Gehgeschwindigkeit im Zehn-Meter-Gehtest (TMW) und den kognitiven Leistungen im Symbol Digit Modalities Test (SDMT) wurden jedoch keine vergleichbaren Verbesserung beobachtet. In randomisierten kontrollierten Studien sollte geprüft werden, ob ein Bewegungstraining die nicht-motorischen Symptome von ET-Patienten maßgeblich bessern kann.

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Gentherapie senkt mHTT-Spiegel über fünf Jahre
Bei transgenen Huntington-Minipigs war eine Gentherapie anhaltend erfolgreich: Nach beidseitiger intrastriataler Einzelinjektion (in Caudatus und Putamen) des adeno-assoziierten viralen Vektors des Serotyps 5, der für eine manipulierte miRNA kodiert (AAV5-miHTT) waren die Spiegel an mutiertem Huntington-Protein (mHTT) über bis zu fünf Jahre reduziert – sowohl im Hirngewebe als auch im Liquor. In einer zweiten Studie führte die intrathekale AAV5-miHTT-Injektion zu einer ausgeprägteren Senkung der mHTT-Liquorspiegel als die Injektion einer niedrigeren Dosis in das Putamen, wobei die mHTT-Senkung im Gehirn ähnlich stark ausfiel. Gerade die einfache intrathekale Gabe eröffnet neue Perspektiven für Studien am Menschen.
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