Epilepsie bei Kindern

Neuro-Depesche 7/2000

Neue Hoffnung bei Therapieresistenz

Am 31. März 2000 wurde das Antiepileptikum Topiramat in Deutschland zur Zusatztherapie bei Kindern ab dem zweiten Lebensjahr mit fokalen Anfällen, Lennox-Gastaut-Syndrom und tonisch-klonischen Anfällen zugelassen. Damit lassen sich bei einem beachtlichen Teil dieser Patienten, deren Erkrankung nicht auf eine antiepileptische Behandlung angesprochen hatte, Anfallshäufigkeit und -stärke reduzieren oder Anfallsfreiheit erreichen.

Die in den klinischen Studien nachgewiesene Wirkung von Topiramat wurde auch in einer niedergelassenen pädiatrischen Praxis in Hamburg bestätigt, nämlich bei insgesamt 40 Patienten im Alter zwischen vier Monaten und 18 Jahren. Die Kinder litten unter einer fokalen Epilepsie (n=26), dem Lennox-Gastaut-Syndrom (n = 3), unter BNS-Krämpfen oder unter atypischer benigner partieller Epilepsie (n = 8). Bei insgesamt 17 Patienten traten unter der Zusatztherapie mit Topiramat keine Anfälle mehr auf, bei weiteren zehn Kindern konnte die Anfallshäufigkeit um 50% gesenkt werden. Bei den unter Topiramat anfallsfreien Patienten mit atypischer benigner partieller Epilepsie normalisierte sich zum Teil auch das EEG. Mit diesen Besserungen verbunden waren auch Zunahmen der kognitiven Fähigkeiten sowie des Interesses an der Umwelt, von Aufmerksamkeit und Denkgeschwindigkeit. In der Therapie der Epilepsien bei Kindern sind die bei Kindern aufgrund der erhöhten Clearance deutlich verkürzten Plasmahalbwertzeiten von Topiramat zu beachten. Liegen diese bei Jugendlichen noch zwischen 16 und 32 Stunden, so variieren sie bei Kleinkindern zwischen sechs und 13 Stunden. Erhalten die Kinder zusätzlich Antiepileptika, die eine Enzyminduktion bewirken, so verkürzen sich die Plasmahalbwertzeiten weiter. Empfohlen wird von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Jena für Kinder mit Epilepsie folgendes Topiramat-Dosierungsschema: Beginn mit 0,5 bis 1 mg/kg Körpergewicht, dann Erhöhung der Dosis alle ein bis zwei Wochen um ungefähr 1 mg/kg Körpergewicht, verteilt auf zwei Dosen. Die Zieldosis liegt zwischen 5 und 9 mg/kg Körpergewicht. Vereinzelt wurden gute klinische Erfolge bereits bei einer Topiramat-Tagesdosis von 2 bis 3 mg/kg Körpergewicht erzielt.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x