Studiendaten über sieben Jahre

Neuro-Depesche 10/2015

NEDA ist schwer aufrechtzuerhalten

Seit einiger Zeit ist das – keineswegs unumstrittene – Konzept NEDA (No Evidence of Disease Activity) als Studienendpunkt bzw. Behandlungsziel in aller Munde. Wie viele MS-Patienten NEDA erreichen und aufrechterhalten und ob dies ihre Langzeitprognose beeinflusst, wurde jetzt anhand der siebenjährigen Kohortenstudie CLIMB untersucht.

219 Patienten – 22 mit klinisch isoliertem Syndrom (KIS) und 197 mit manifester MS – unterzogen sich alle sechs Monate einer klinischen und alle 12 Monate einer MRT-Untersuchung (des Hirns, teils auch des Rückenmarks).
Nach einem Jahr wiesen 99 von 215 auswertbaren Patienten (46,0%) NEDA (siehe Kasten) auf, nach zwei Jahren waren es 60 von 218 (27,5%) und nach sieben Jahren nur noch 7,9% (17 von 216 Patienten). Neue klinische und MRT-Aktivität gingen keineswegs Hand in Hand: Jedes Jahr erreichten 30,6% (64/209) bzw. 42,9% (93/217) die Freiheit von klinischen bzw. radiologischen Aktivitätszeichen. Am wenigsten trug der klinische Einzelparameter EDSS-Progress zum Verlust des NEDA-Status bei: Nach sieben Jahren waren noch 117 von 207 Patienten (56,5%) frei von einer Behinderungszunahme, während nur 52 von 215 (24,2%) bzw. nur 49 von 213 (23,0%) frei von einer neuen MRT-Aktivität oder frei von jeglichem klinischen Ereignis waren.
Der NEDA-Status nach ein bzw. zwei Jahren hatte einen positiven Vorhersagewert (PPV) für einen Stillstand der Behinderungsprogression (EDSS-Zunahme ≤ 0,5) im siebten Jahr von 71,7% bzw. 78,3%. NEDA nach drei, vier, fünf Jahren verbesserte den PPV nicht wesentlich. Dass NEDA nach zwei Jahren lediglich einen negativen Vorhersagewert (NPV) von maximal 43,1% hatte, spricht für die klinische Erfahrung, dass auch Patienten mit einem Schub oder neuen MS-Läsionen nicht unbedingt ein ungünstiges Langzeit-Outcome haben. JL
Kommentar

NEDA ist ein zusammengesetzter klinisch/ radiologischer Endpunkt mit Fehlen von Schubaktivität, anhaltender Behinderungsprogression (hier definiert als EDSS-Zunahme um ≥ 1,5 Punkte) und entzündlicher Aktivität im MRT, d.h. neuer oder sich vergrößernder T2-Läsionen oder Kontrastmittelaufnehmender T1-Herde. CLIMB ergab nun, dass NEDA nach zwei Jahren den optimalen prognostischen Nutzen für den Behinderungsgrad nach sieben Jahren hat und darin jedem Einzelparameter überlegen war. Die Autoren propagieren daher die schrittweise Implementierung von NEDA in den Studienund Behandlungsalltag.

Quelle:

Rotstein DL et al.: Evaluation of no evidence of disease activity in a 7-year longitudinal multiple sclerosis cohort. JAMA Neurol 2015; 72(2): 152-8

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