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Große bevölkerungsbasierte Kohortenstudie zur MS

Neuro-Depesche 10/2021

Mortalität bei Depression fünffach erhöht

Ob sich eine komorbide Depression auf die Rate vaskulärer Ereignisse und die Mortalität von MS-Patient(inn)en auswirkt, wurde in einer großen bevölkerungsbasierten Kohortenstudie über zehn Jahre in England untersucht. Die Sterblichkeit fiel bei den depressiven Teilnehmern in der Tat dramatisch höher aus.
12.251 Personen mit einer MS und 72.572 gematchte Kontrollpersonen wurden retrospektiv miteinander verglichen.
Zu Studienbeginn hatten 21 % der MS-Patienten und 9 % der Kontrollen eine Depression (ICD-10). Vaskuläre Ereignisse umfassten KHK, zerebrovaskuläre Erkrankungen, periphere arterielle Verschlusskrankheit etc.). Ermittelt wurden die (kardio)vaskuläre und die Gesamtmortalität.
 
Häufiger Gefäßerkrankungen
Im Vergleich zu den gematchten Kontrollen hatten Menschen mit MS ein deutlich erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen, unabhängig davon, ob sie eine komorbide Depression aufwiesen: Über zehn Jahre betrug die Rohinzidenz einer makrovaskulären Erkrankung pro 100.000 Personenjahre (PJ) für die Kontrollen ohne Depression 0,66 (95 %-KI: 0,60 - 0,72) , 1,34 (95 %-KI 1,08 - 1,65) für die Kontrollen mit Depression, 1,17 (95 %-KI: 0,97 - 1,42) für MS-Patienten ohne Depression und schließlich 2,44 (95 %-KI: 1,89 - 3,14) für depressive MS-Patienten.
Dem entsprechend waren die Risiken bei den MS-Patienten mit und ohne komorbider Depression um das Anderthalbe bzw. mehr als das Dreifache erhöht (HR: 1,48; 95 %-KI: 1,23 - 1,74; bzw. HR: 3,30; 95 %-KI: 2,37 - 4,23).
 
Gesamtsterblichkeit
Gegenüber den Personen ohne MS und ohne Depression betrug die Hazard-Ratio (HR) für die Zehnjahres-Gesamtmortalität bei den Kontrollen mit Depression 1,75 (95 %-KI: 1,59 - 1,91), bei den Menschen mit MS ohne Depression 3,88 (95 %-KI: 3,66 - 4,10) und bei Menschen mit MS und Depression 5,43 (95 %-KI: 4,88 - 5,96). Geschlechtsstratifizierte Analysen bestätigten diese Hazard Ratios. JL
Fazit
Eine komorbide Depression geht bei Menschen mit MS mit einem erhöhten Risiko für Gefäßerkrankungen und für die Sterblichkeit einher. Dabei verhalten sich Depression und MS synergistisch. Weitere Studien sollten evaluieren, ob eine wirksame antidepressive Behandlung die Risiken für Gefäßerkrankungen und Mortalität verringern kann.
Quelle: Palladino R et al.: Interface of multiple sclerosis, depression, vascular disease, and mortality: a population-based matched cohort study. Neurology 2021; 97(13): e1322-e1333 [Epub 1. Sept.; doi: 10.1212/WNL.0000000000012610]
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