Unipolare und bipolare Erkrankung

Neuro-Depesche 5/2012

Mit dem Aktivierungsfaktor unterscheiden

Bipolare Störungen werden oft als unipolare Erkrankungen fehldiagnostiziert und falsch behandelt. Ein Team der Universität Pisa untersuchte jüngst, anhand welcher Variablen sich die beiden affektiven Erkrankungen möglichst frühzeitig voneinander abgrenzen lassen. Es beschreibt einen „psychomotorischen Aktivierungsfaktor“ als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal.

Das Kollektiv bestand aus 1158 ambulant oder stationär behandelten Patienten, die an fünf klinischen Studien teilgenommen hatten. Die Diagnose einer bipolaren (n = 587) und unipolaren Störung (n = 571) wurde anhand der DSM-IV-TR-Kriterien gestellt. Knapp 40% bzw. 60% befanden sich aktuell in einer akuten Episode. Ausgewertet wurden alle verfügbaren demographischen, klinischen und psychopathologischen Merkmale der Patienten.

Die exploratorische Analyse zur Klassifizierung umfasste fünf von 68 Faktoren aus dem manischen/hypomanischen und sechs von 74 aus dem depressiven Spektrum des Mood Spectrum Self-Report Instrument (MOODS-SR) mit 154 Items. Die Chi-squared automatic interaction detection (CHAID) ergab die größte Wahrscheinlichkeit für die Identifizierung bipolar erkrankter Patienten für den „psychomotorischen Aktivierungsfaktor“ (PMAF), der das lebenszeitlich zumindest einmalige Auftreten einer Periode mit Gedankenrasen, Ablenkbarkeit, Hyperaktivität und Ruhelosigkeit über mindestens drei bis fünf Tage beinhaltet. Ein Cut off-Score dieses Faktors  ≥ 12 erlaubte eine korrekte Identifizierung nahezu aller Bipolar-Fälle (96,5%).

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Fazit
?! Der von den Autoren kreierte psychomotorische Aktivierungsfaktor erwies sich als das beste diskriminierende Merkmal zwischen bipolarer und unipolarer affektiver Erkrankung. Unter Zuhilfenahme von gemischter emotionaler Instabilität und Suizidalität könnte die gezielte Untersuchung auf diesen Faktor möglicherweise erheblich dazu beitragen, die übliche Diagnoseverschleppung bei bipolar Erkrankten zu verringern.

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