Eisenmangel im Gehirn auch bei RLS?

Neuro-Depesche 12/2016

Mit 7-Tesla-Aufnahmen quantifiziert

Zertifizierte Fortbildung

Nicht nur Parkinson-Patienten, auch RLS-Erkrankte scheinen unter einem Eisenmangel im Gehirn zu leiden – jedenfalls in bestimmten Strukturen. Nun untersuchte ein Forscherteam mithilfe eines hochauflösenden 7-Tesla-MRT, ob und welche Regionen bei Patienten mit einem idiopathischen RLS verringerte Eisenkonzentrationen aufweisen und ob diese mit klinischen Merkmalen zusammenhängen.

39 RLS-Patienten und 29 Gesunde (62% bzw. 64% weiblich) im Durchschnittsalter von etwa 58 Jahren unterzogen sich der Bildgebung mittels 7-T-MRT. Die Patienten wiesen mit einem Score der International Restless Legs Syndrome Scale (IRLSS) von durchschnittlich 24,9 (± 6,8) Punkten ein mittelschweres bis schweres RLS auf. Die Häufigkeit der polysomnographisch bestimmten Periodic limb movement during sleep (PLMS) betrug bei ihnen durchschnittlich 73,5 (± 63,4) pro Stunde.
Zur Befundung der MRT-Scans wurde ein neu entwickeltes Quantitative susceptibility mapping (QSM) eingesetzt, für das in der Vergangenheit schon eine gute Korrelation mit den Eisenkonzentrationen in der grauen Substanz nachgewiesen wurde. Primäre Zielstrukturen waren die Substantia nigra und der Thalamus, sekundär wurden aber auch verschiedene andere „eisenreiche“ Regionen wie Striatum, Nucl. ruber, Nucl. caudatus, Putamen, Globus pallidus etc. untersucht.
Gegenüber den gesunden Kontrollen wies die Gruppe der RLS-Patienten in allen untersuchten Strukturen mit Ausnahme des Globus pallidus zumindest tendenziell niedrigere Eisenkonzentrationen auf. Signifikant war der Unterschied in den QSM-Werten aber nur im Thalamus und im zerebellären Nucl. dentatus (je p < 0,05). Entgegen der Erwartung fielen die Eisen-Werte in der S. nigra zwischen den beiden Gruppen nicht unterschiedlich aus (in der kleinen Subgruppe der elf Patienten mit > 100 PLMS/h allerdings schon).
Außerdem ergab der Abgleich der quantifizierten Eisenbefunde – wie viele andere Studien zuvor – keine Zusammenhänge mit der RLSSchwere nach IRLSS. Eine schwache, aber signifikante Korrelation bestand immerhin zwischen den Serumferritin-Spiegeln der Patienten und den QSM-Werten im Nucl. caudatus (r: 0,28, p < 0,05) und im Putamen (r: 0,24; p < 0,05). Schließlich lag eine robuste, auch nach Adjustierung auf verschiedene Variablen signifikante negative Korrelation zwischen den QSM-Werten der S. nigra und der PLMS-Schwere vor. JL
Kommentar

Verringerte Eisenkonzentrationen hatten sich in vergangenen Studien an RLS-Patienten besonders in der S. nigra und im Thalamus gezeigt. Dies konnte hier nur für den Thalamus, der sensorische und motorischen Funktionen integriert, bestätigt werden. Zum ersten Mal wurde bei RLS-Patienten ein Eisenmangel im Nucl. dentatus festgestellt. Dieser Kleinhirnkern projiziert motorisch zum Thalamus (Tractus dentatothalamicus), von dem aus Verbindungen zum Motorcortex vorliegen. Nach den Ergebnissen dieser kleinen Studie könnte die QSM auf der Basis hochaufgelöster MRT-Aufnahmen ein guter in vivo-Indikator der Eisenkonzentrationen in verschiedenen Hirnregionen sein.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Li X et al.: Brain iron deficiency in idiopathic restless legs syndrome measured by quantitative magnetic susceptibility at 7 tesla. Sleep Med 2016; 22: 75-82

ICD-Codes: E61.1

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