Komorbidität mit Folgen

Neuro-Depesche 5/2011

Migräne bei bipolaren Erkrankungen

Kanadische Psychiater beschäftigten sich anhand der Auswertung verschiedener Patientenkollektive mit der gegenseitigen Komorbidität von Migräne und bipolaren Erkrankungen. Unter welchen Auswirkungen haben die doppelt betroffenen Patienten zu leiden?

In der ersten Studie an 214 Personen mit einer Bipolar-I- bzw. -II-Störung (nach dem Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia, Lifetime version, SADS-L oder dem Structured Clinical Interview for DSM-IV Axis I Disorders, SCID) wurde die Prävalenz einer Migräne mittels strukturierter Interviews bestimmt.

Insgesamt litten 24,5% der bipolar erkrankten Patienten unter einer komorbiden Migräne; deutlich häufige jene mit einer Bipolar-II- (34,8%) als jene mit Bipolar-I-Störung (19,2%). Der Unterschied war signifikant (p < 0,005). Die Komorbidität wirkte sich offenbar sehr negativ aus: Bei zugleich bestehender Migräne lag signifikant häufiger eine komorbide soziale Phobie (Odds Ratio: 3,8), Panikstörung (OR: 4,3), generalisierte Angsterkrankung (OR: 2,1) und Zwangsstörung (OR: 2,1) vor (alle p < 0,05) – und vor allem war bei diesen Patienten suizidales Verhalten (OR: 1,7) deutlich häufiger (p < 0,05).

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Fazit
?! Viele Migräne-Patienten weisen eine deutlich erhöhte Psychopathologie auf. Dies stimmt mit bisherigen Studien an Kopfschmerz-Patienten überein. Erstaunlich ist die hohe Prävalenz einer Migräne bei bipolar Erkrankten, insbesondere bei jenen mit Bipolar-II-Störung. Auch wenn nicht unbedingt eine kausale Beziehung zwischen der affektiven und der Kopfschmerzerkrankung besteht, können die beiden sich doch gegenseitig erheblich verstärken und die Patienten in besondere Belastungssituationen bringen. Insgesamt sollte die Häufigkeit komorbider Erkran- kungen und vor allem die erhöhte Suizid- gefahr in der Betreuung dieser bipolar Erkrankten dringend beachtet werden.

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