Posttraumatische und tumorbedingte Epilepsie

Neuro-Depesche 5/2002

Manifestationszeitpunkt von der Kontusionsherd- und Tumorlokalisation abhängig

Tumoren stellen eine häufige Ursache für symptomatische Epilepsien im mittleren Lebensalter dar. Nahezu drei Viertel der tumorbedingten Epilepsien treten im Alter zwischen 20 und 50 Jahren auf. Weitere Ursachen sind Schädel-Hirn-Traumen mit einem Altersgipfel in der zweiten und dritten Lebensdekade, der hauptsächlich durch Verkehrsunfälle bedingt ist.

Posttraumatische Epilepsien nach Schädel-Hirn-Verletzungen, bei denen eine Hirnsubstanzschädigung vorliegt, betragen ungefähr 5% der Epilepsien des Erwachsenenalters. Risikofaktoren sind die Schwere des Traumas, intrakranielle Hämatome, anhaltende neurologische Herdsymptome, ein nachweisbarer Kontusionsherd und eine länger als 24 Std. dauernde Amnesie. Frühe Anfälle als akute Reaktion auf das Trauma stellen noch keine chronische Epilepsie dar, sie erhöhen aber die Gefahr für die Entwicklung einer posttraumatischen Epilepsie. In den meisten Fällen manifestiert sich diese in den ersten zwei Jahren, vereinzelt jedoch auch nach mehr als zehn Jahren. Der Zeitpunkt hängt auch vom Kontusionsherd ab: Rolandus- und temporale Läsionen haben einen früheren Beginn als Schädigungen in der frontalen und okzipitalen Region. Alle Anfallstypen, mit Ausnahme von massiven Myoklonien und typischen Absencen, können auftreten. Tumorbedingte Epilepsien machen 10-15% der Epilepsien des Erwachsenenalters aus. Etwa 40% der Hirntumoren verursachen epileptische Anfälle. Bei ungefähr einem Viertel der Patienten sind sie erstes Symptom. Anfallsauslösend sind überwiegend supratentorielle Tumore. Benigne, langsam wachsende Oligodendrogliome, Astrozytome niedrigen Malignitätsgrades und Meningeome besitzen ein höheres Anfallsrisiko als maligne Gliome und Metastasen. Einfache partielle Anfälle sind häufiger als generalisierte. Das EEG zeigt in den meisten Fällen einen Verlangsamungsherd, manchmal mit Krampfpotentialen.

Quelle: Weber, M: Épilepsie de l'adulte, Zeitschrift: REVUE DU PRATICIEN, Ausgabe 51 (2001), Seiten: 1139-1144

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