Neurofilament light chain

Neuro-Depesche 3/2018

Krankheitsaktivität mit Serum-NFL messbar?

Die Neurofilament-Leichtkette (NFL) ist ein Element des neuronalen Zytoskeletts und bei neurodegenerativen Krankheiten vermehrt nachweisbar. Jetzt wurde in einem großen Kollektiv untersucht, ob die NFL-Spiegel in Liquor und Serum bei der MS mit der klinischen oder radiologischen Krankheitsaktivität in Zusammenhang stehen.

NFL wurde im Liquor mittels Enzym-Assay (ELISA) und im Serum mit einem hauseigenen ultrasensitiven Single-molecule Array erfasst. Bestimmt wurden sie bei 373 Personen: 286 mit MS, 45 mit anderen neurologischen Erkrankungen und 42 gesunden Kontrollen.
Bei den MS-Patienten bestand eine signifikante Korrelation zwischen den NFL-Werten in Liquor und Serum (r = 0,62; p < 0,001). Die Serumspiegel waren bei den Patienten gegenüber den Gesunden (10,5 ng/l) signifikant höher – sowohl in der Gruppe der RRMS-Patienten (16,9 ng/l) als auch in der Gruppe mit progressiver MS (23 ng/l) (je p < 0,001).
Gegenüber MS-Patienten ohne Krankheitsaktivität waren die NFL-Serumwerte bei jenen mit Aktivität signifikant höher (p = 0,0009 bzw. p < 0,001). Im Einzelnen war dies auch für Patienten mit vs. ohne Schub und mit vs. ohne MS-Aktivität im MRT der Fall (je p < 0,001) sowie für jene mit schubförmigem vs. progredientem MSVerlauf. Besonders eng war der Zusammenhang bei Patienten mit Gadolinium-anreichernden Hirnläsionen.
Mit der Behinderung (nach EDSS) korrelierten die NFL-Serumwerte allerdings nur schwach und nicht signifikant.
Bei 138 MS-Patienten wurden die Messbefunde vor Beginn der Therapie (68% mit Natalizumab) und median 12 Monate danach verglichen. Die Behandlung ging mit einer signifikanten Reduktion der medianen NFL-Serumspiegel von 18,6 ng/l (interquartile Spanne [IQR]: 12,6–32,7) auf 15,7 ng/l (IQR: 9,6–22,7) einher (p < 0,001) einher. HL

Kommentar

Da sich die Serum- und Liquor-NFL-Spiegel sehr gut entsprechen, können die NFL-Konzentrationen anhand einfacher Blutentnahmen und Serumanalysen bestimmt werden. Aufgrund der Zusammenhänge zwischen den Serumwerten und der Krankheitsaktivität auf der einen sowie der immunmodulatorischen Behandlung auf der anderen Seite könnten die wiederholten NFL-Bestimmungen bei MS-Patienten direkt als Marker für den axonalen Schaden, aber auch als Indikator für die MS-Progression und ggf. sogar für das therapeutische Ansprechen dienen

Quelle:

Novakova L et al.: Monitoring disease activity in multiple sclerosis using serum neurofilament light protein. Neurology 2017; 89(22): 2230-71

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