Spezifisches kognitives Trainingsprogramm

Neuro-Depesche 3/2005

Kognition, Verhalten und Anpassung gebessert?

Es existieren verschiedene Ansätze, um die für die psychosoziale (Re-)Integration wichtige kognitive Leistungsfähigkeit schizophren erkrankter Patienten zu fördern. Nun wurde an einem größeren Patientenkollektiv ein spezielles Trainingsprogramm (Cognitive enhancement therapy, CET) auf seine Wirksamkeit untersucht und mit den Effekten eines herkömmlichen psychosozialen Edukationsprogramms (Enriched supportive therapy, EST) verglichen.

Die CET beinhaltet ein intensives computergestütztes Trainingsprogramm, das in den 90er Jahren für Schizophrenie-Patienten (mit einem IQ >80) entwickelt wurde, sowie Kleingruppenübungen zu sozialen Aspekten der Kognition. Das zum Vergleich durchgeführte psychosozialen Edukationsprogramm (Enriched supportive therapy, EST) umfasst u.a. herkömmliche Komponenten der individuelle Psychotherapie und des Krankheitsmanagements durch Coping-Strategien, allerdings unter explizitem Ausschluss spezifischer kognitiver Techniken. Eingeschlossen wurden 121 Patienten (18 - 60 Jahre) mit chronischer Schizophrenie bzw. schizoaffektiver Störung. 76% waren in Voll- oder Teilremission, bei 88% der Patienten lag die Hospitalisierung mindestens ein Jahr zurück. Alle waren medikamentös eingestellt und symptomatisch stabil, weder von Alkohol noch von anderen Drogen abhängig und wiesen einen IQ >80 auf. Es lagen allerdings erhebliche kognitive Beeinträchtigungen vor. 67 Teilnehmer wurden zur CET, 54 zur EST-Gruppe randomisiert. Im Studienzeitraum von zwei Jahren beendeten lediglich 14 Patienten (12%) die Maßnahmen vorzeitig. Nach zwei Jahren zeigten sich bei den CET-Teilnehmern signifikante Besserungen in allen Bereichen (z. B. kognitive Kernfunktionen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis etc., Verarbeitungsgeschwindigkeit, kognitiver Stil, soziale Kognition, soziale Anpassung), die teilweise bereits nach 12 Monaten sichtbar geworden waren. Schizophrene Residualsymptome hatten sich wie erwartet nicht signifikant gebessert. Patienten der Vergleichsgruppe profitierten weniger: Auch in der EST-Gruppe kam es zwar zu relevanten Besserungen der kognitiven Fähigkeiten, die Verarbeitungsgeschwindigkeit als wichtige Einzelkomponente blieb jedoch unverändert. Sowohl im CET als auch in der EST erzielten Patienten mit höherem IQ bessere Resultate. Die Art der antipsychotischen Medikation hatte dagegen keine relevanten Auswirkungen.

Quelle: Hogarty, GE: Cognitive enhancement therapy for schizophrenia: effects of a 2-year randomized trial on cognition and behavior, Zeitschrift: ARCHIVES OF GENERAL PSYCHIATRY, Ausgabe 61 (2004), Seiten: 866-876

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