Hämatologische Komplikationen bei Anorexia nervosa umfassen Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie und Akanthozytose. Knochenmark-Hypoplasie tritt dagegen selten auf. Im Ausstrichpräparat fällt sie auf durch zahlreiche Fetträume im Knochenmark, durch gelatinöse Matrix, die reich ist an Mukopolysacchariden und durch Reduktion der verschiedensten Zellarten. Eine solche Hypoplasie kommt vor bei Patienten mit Malnutrition, Neoplasien, chronischer Niereninsuffizienz und nach langen Hungerperioden. Eine 27-jährige Frau mit Anorexia nervosa litt infolge eines massiven Kaloriendefizites an einer Knochemark-Hypoplasie. Durch die Gabe einer hyperkalorischen Kost mit 3000 Kalorien/Tag kann in solchen Fällen in etwa zehn Tagen eine Normalisierung des Hämogramms erreicht werden. In dem beschriebenen Fall dauerte es 25 Tage, bis sich das Blutbild komplett erholt hatte. Die Applikation von rekombinantem Human-Erythropoetin und die Zufuhr einer kalorienreichen Standarddiät erfordert eine längere Zeit für die Remission. Diese therapeutische Maßnahme ruft aber weniger unerwünschte Nebeneffekte hervor als andere Therapieregime. (hc)
Hämatologische Veränderungen
Neuro-Depesche 9/2000
Knochenmark-Hypoplasie als Folge der Mangelernährung
Hämatologische Veränderungen bei Anorexia nervosa sind keine Seltenheit. Eine Rarität dagegen scheint die Knochenmark-Hypoplasie zu sein, eine Atrophie des Knochenmarks mit Panzytopenie. Subkutane Gabe von rekombinantem Human-Erythropoetin vermag in solchen Fällen die hämatologischen Veränderungen zu korrigieren.
Quelle: Orlandi, E: Reversal of bone marrow hypoplasia in anorexia nervosa: case report, Zeitschrift: INTERNATIONAL JOURNAL OF EATING DISORDERS, Ausgabe 27 (2000), Seiten: 480-482