Untersucht wurden sechs eineiige Zwillingspaare im Alter zwischen 20 und 62 Jahren. Jeweils ein Zwilling war an einer MS erkrankt, der andere phänotypisch gesund, wies aber natürlich ein hohes familiäres MS-Risiko auf.
Die neurologisch unauffälligen Zwillinge zeigten eine sogenannte subklinische Neuroinflammation (SCNI) und kleine entzündliche MRT-Läsionen. Zwei erfüllten die Kriterien eines radiologisch isolierten Syndroms (RIS). Vier von ihnen wiesen im Liquor oligoklonale Banden (OCB) auf.
Durch Einzelzell-RNA-Sequenzierung von 2.752 CSF-Zellen konnten klonal expandierte CD8+-T-Zellen, Plasmablasten und (in geringerem Umfang) auch CD4+-T-Zellen identifiziert werden – nicht nur bei den MSPatienten, sondern auch bei den Zwillingen mit SCNI.
Die klonal expandierten T-Zellen zeigten typische Merkmale von aktivierten gewebeständigen Gedächtnis-T-Zellen („activated tissue-resident memory T cells“, TRM-Zellen) mit speziellen Expressionsmustern an Rezeptoren, Zytokinen und zytotoxischen Effektormolekülen.
Der TRM-ähnliche Phänotyp war bei den MS-Patienten ausgeprägter, fand sich jedoch auch bei den Personen mit SCNI. Expandierte Plasmablasten-Klone lagen nur in der MS- und der SCNI-Gruppe mit OCB vor. Aktivierte CD8+-T-Zellen scheinen demnach ein sehr frühes Phänomen in der MS-Pathogenese zu sein. HL