Epstein-Barr-Virus in der MS-Pathogenese

Neuro-Depesche 11/2009

IgG gegen Nukleäres Antigen - Biomarker für MS?

Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) könnte als Trigger für eine MS fungieren oder die Erkrankung unterhalten. Nun wurden bei MS-Patienten über fünf Jahre diverse EBV-Marker bestimmt und mit der Krankheitsaktivität abgeglichen.

Basishypothese war, dass eine latente EBV-Infektion oder eine frische Reaktivierung (IgM-Titer) die entzündliche MS-Aktivität auslösen könnte. Neben der Auswertung des klinischen Verlaufs wurde bei 100 MS-Patienten, von denen regelmäßige MRT-Aufnahmen vorlagen, das Blut mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) auf EBV-DNS untersucht und die IgM- und IgG-Titer auf Virales Kapsidantigen (VCA) und Nukleäres Antigen von EBV (EBNA1) bestimmt.

Bei allen Patienten fanden sich serologische Spuren früherer EBV-Infektionen, jedoch keine Hinweise auf eine lytische Reaktivierung. Die höchsten EBNA1-IgG-Titer als Marker der latenten Phase wurden bei den 50 Patienten mit schubförmiger MS (RRMS) gemessen, sie überstiegen die bei primär progressiver MS (PPMS, n = 25) und auch die bei klinisch isoliertem Syndrom (CIS, n = 25) signifikant.

Hohe EBNA-1-IgG-Titer korrelierten mit Gd-anreichernden MRT-Läsionen (p < 0,001). Sie korrelierten auch mit dem Volumen von T2-Läsionen (p = 0,044) und dem Grad der Behinderung nach Expanded Disability Status Scale (EDSS) (p = 0,035) und prädizierten dabei – in der RRMS- und CIS-Gruppe – die Zunahme in beiden MS-Parametern. Außerdem waren die EBNA1-IgG-Titer unter den CIS-Patienten bei jenen höher, die eine manifeste MS entwickelten als bei jenen, die nicht konvertierten.

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Fazit
?! Die Korrelation zwischen IgG-Antikörpern gegen EBNA1 und der MS-Aktivität in dieser Studie legen einen Zusammenhang nahe. Da jedoch parallel zu den MRT-ermittelten Schüben keine Zeichen einer akuten Virusreaktivierung beobachtet werden konnten, kann kein direkter Pathomechanismus abgeleitet werden. Die EBV-Aktivität spiegelt daher wohl nur einen kleinen Teil der verschiedenen Pathomechanismen bei der MS wider. Immerhin könnte – so die Spekulation – eine EBV-Infektion eine notwendige Ausgangsbedingung für die MS-Entstehung sein.

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