Nach Erdbeben in der Türkei

Neuro-Depesche 5/2005

Hohes PTBS-Risiko für Rettungskräfte?

Inwieweit Rettungskräfte nach einem Katastropheneinsatz eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln, wurde bislang kaum untersucht. Jetzt wurden bei Mitgliedern der Diyarbakir Civil Defense, Search and Rescue Association (DCDSRA) zwei Monate nach dem Erdbeben im türkischen Bingol die PTBS-Häufigkeit sowie Korrelationen mit Depression, Angst, Arbeitsproduktivität und Lebensqualität bestimmt.

55 männliche DCDSAR-Mitarbeiter erreichten das Katastrophengebiet mit mehr als 170 Toten und über 500 Verletzten etwa drei Stunden nach dem Erdbeben. Acht Wochen später unterzogen sich 44 von ihnen einem strukturiertem Interview. Außer der Clinician Administered Posttraumatic Stress Disorder Scale (CAPS), die Häufigkeit und Schwere von 17 DSM-III-R-basierten PTBS-Items im letzten Monat erhebt (Spanne 0 bis 136 Punkte), wurden folgende Selbstbeurteilungsskalen angewendet: - State Anxiety Inventory (STAI-1) mit 17 Items zur momentanen Angst (Spanne 20 bis 80 Punkte) - Trait Anxiety Inventory (STAI-2) mit 20 Items zur Angst als Persönlichkeitsmerkmal (Spanne 20 bis 80 Punkte) - Beck Depression Inventory (BDI) mit 17 Items zur Depressivität in der vergangenen Woche (Spanne 0 bis 63 Punkte) - Quality of Life Enjoyment and Satisfaction Questionnaire (Q-LES-Q) mit 16 Items zur Lebensqualität und -zufriedenheit in der vergangenen Woche (Spanne 0 bis 64 Punkte) - Endicott Work Productivity Scale (EWPS) mit 23 Items zu Produktivitätseinbußen am Arbeitsplatz in der vergangenen Woche (Spanne 23 bis 115 Punkte) Bei elf der 44 Männer (25%) wurde nach Interview und CAPS-Ergebnis eine PTBS diagnostiziert. Sie wiesen im Gruppendurchschnitt in allen Selbstbeurteilungsskalen höhere Werte auf als die Männer ohne PTBS (siehe Tabelle). In der Gesamtgruppe aller Teilnehmer fanden sich positive Korrelationen zwischen dem CAPS-Score und den Scores für STAI-1, STAI-2, BDI und EWPS. Ebenso ergab sich positive Korrelation zwischen den Werten für die Zustandsangst (STAI-1) und den Scores für STAI-2, BDI sowie EWPS. Die Lebensqualität war bei den Personen mit stärkeren psychischen Beeinträchtigungen reduziert, wie die negativen Korrelationen zwischen Q-LES-Q-Werten und den Scores der CAPS, STAI-1, BDI sowie EWPS zeigen.

Quelle: Ozen, S: Frequency of PTSD in a group of search and rescue workers two month after 2003 Bingol (Turkey) earthquake, Zeitschrift: JOURNAL OF NERVOUS AND MENTAL DISEASE, Ausgabe 192 (2004), Seiten: 573-575

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