Akutes Koronarsyndrom

Neuro-Depesche 4/2006

Höhere Fünfjahres-Mortalität bei den Depressiven?

An Patienten mit akuten Koronarsyndromen wurde untersucht, wie sich eine anamnestische oder aktuelle Depression auf die Sterblichkeit in den nächsten fünf Jahren auswirkt. Hypothese war, dass insbesondere eine bereits zuvor aufgetretene bzw. persistierende Depression die Mortalität erhöht.

Zwischen 1997 und 1999 wurden 750 wegen Myokardinfarkt und/oder instabiler Angina pectoris stationär aufgenommene Patienten zu depressiven Stimmungen und Episoden befragt. Die Depressivität wurde während der Studie wiederholt mit dem Beck Depression Inventory (BDI) kontrolliert. Bei 174 Patienten (23,2%) ergab sich eine über mindestens zwei Wochen anhaltende selbstberichtete depressive Symptomatik in der Vergangenheit. Zum Aufnahmezeitpunkt wiesen 235 Teilnehmern (31,3%) erhöhte BDI-Werte auf, in 105 Fällen (14%) lagen dabei persistierende depressive Symptome vor. 115 Patienten verstarben in den folgenden fünf Jahren. Patienten mit einer erstmalig nach dem kardialen Ereignis akut auftretenden Depression wiesen die höchste Mortalitätsrate auf. Sie betrug mehr als das Vierfache (Hazard Ratio: 4,6). Sie war höher als bei Patienten mit depressiver Stimmung in der Vorgeschichte und depressiver Symptomatik kurz nach der kardialen Indexepisode und höher als bei jenen ohne vergangene oder gegenwärtige depressive Symptomatik. Die geringste Mortalität bestand bei Patienten, die anamnestisch eine Depression angaben und in der kardialen Episode keine Zunahme depressiver Symptome zeigten. Nach Adjustierung auf soziodemographische, kardiologische und andere klinische Variablen bestätigte sich insbesondere der prognostische Wert einer neu aufgetretenen depressiven Symptomatik für die Sterblichkeit. Eine klinische Konsequenz besteht darin, eine bei diesen Patienten auftretende Depression rasch zu erkennen und evidenzbasiert zu behandeln - auch wenn eine positive Beeinflussung der kardialen Prognose nicht gesichert ist.

Quelle: Grace, SL: Effect of depression on five-year mortality after an acute coronary syndrome., Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF CARDIOLOGY, Ausgabe 96 (2005), Seiten: 1179-1185

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