Patienten mit Bipolar-Typ-II-Störung

Neuro-Depesche 7/2009

Hilft auch ihnen die Psychoedukation?

Obwohl die bipolare Störung Typ II (BP-II) lange als eine leichtere Variante im Bipolar-Spektrum angesehen wurde, weisen Berichte aus jüngerer Zeit darauf hin, dass eben dieser Typ einen malignen Verlauf mit ungünstigem Outcome nehmen kann. Allerdings liegen kaum Daten zur Effizienz psychosozialer/psychotherapeutischer Interventionen speziell bei dieser Untergruppe der bipolaren Erkrankung vor. In einer post-hoc-Analyse einer randomisierten Studie befassten sich spanische und britische Psychiater nun mit diesem klinisch relevanten Aspekt.

In die Studie flossen die Daten von 120 Bipolar-I- bzw. Bipolar-II-Patienten ein, die zuvor an einer randomisierten kontrollierten Studie mit fünfjährigem Follow-up teilgenommen hatten und jetzt über mindestens sechs Monate vor Studienbeginn euthym waren. In der Studie waren die BP-I- und BP-II-Patienten zu einer manual-basierten psychoedukativen Gruppenintervention (Ve­rum) oder einer unstrukturierten Gruppenintervention (Plazebo) randomisiert worden. Alle Patienten waren zudem medikamentös behandelt worden.

In die aktuelle Sub-Analyse wurden aus diesem Kollektiv 20 Patienten (16,7%) mit BP-II-Störung nach DSM-IV-Kriterien ausgewählt. Von den im Mittel 40 Jahre alten Patienten waren acht der Verum- und 12 der Plazebo-Gruppe zugeteilt gewesen. Die Schwere depressiver bzw. manischer Zeichen unterschied sich zwischen den Gruppen praktisch nicht: Bei Studienbeginn betrug der mittlere HDRS17-Score in der Psychoedukationsgruppe 2,08 und bei den Kontrollen 1,87 (p = ns); der mittlere YMRS-Wert lag bei 2,16 bzw. 2,25 (p = ns).

Der Vergleich belegte, dass Teilnehmer der Psychoedukationsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe in mehrerer Hinsicht ein signifikant besseres Fünfjahres-Outcome erzielten: Sie erlebten eine geringere Zahl an allen affektiven Episoden (p < 0,02), an hypomanischen (p < 0,03) sowie an depresssiven Episoden (p < 0,03). Zudem waren die depressiven bzw. manischen Phasen bei den Patienten mit der psychoedukativen Intervention signifikant kürzer (p = 0,004) und das allgemeine Funktionsniveau im Durchschnitt deutlich höher (p < 0,05).

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Fazit
?! Post-hoc-Subanalysen von Studiendaten sind prinzipiell mit Vorsicht zu genießen – und die Fallzahlen in dieser Untersuchung sind natürlich sehr klein. Dennoch weist diese Analyse klar darauf hin, dass BP-II-Patienten von psychoedukativen Therapien (in Kombination mit der Medikation) deutlich profitieren können. Gerade die Gewinne an Alltagsfunktionalität sind als wertvoll anzusehen, da diese Patienten darin vielfach besonders beeinträchtigt sind. Auch diese Patienten sollten also explizit in den Genuss psychoedukativer Maßnahmen kommen.

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