Biomarkr für die Alzheimer-Diagnostik

Neuro-Depesche 10/2022

GfAP- und NfL-Werte in der Praxis nutzen

Zertifizierte Fortbildung
Blutbasierte Biomarker können der Erkennung der frühesten neuropathologischen Veränderungen bei Alzheimer-Krankheit (AD) dienen. Wie sich die Konzentrationen an Glial fibrillary acidic protein (GfAP) und Neurofilament light chain (NfL) in der Praxis für die Entscheidung über eine weitergehende Diagnostik einsetzen lassen, wurde jetzt in Wien untersucht.
In die retrospektive Querschnittsstudie wurden 123 Patienten aus Gedächtniskliniken eingeschlossen. Von ihnen litten 63 unter einer objektivierten Alzheimer-bedingten leichten kognitiven Beeinträchtigung (MCI) und 60 an einer manifesten Alzheimer-Demenz. 44 altersentsprechende Gesunde dienten als Kontrollen.
Die Plasmakonzentrationen von NfL und GFAP wurden mittels Einzelmolekül- Array-Technologie ermittlelt. Es wurde ein kombiniertes Panel konstruiert, das neben Plasma-NfL und -GFAP bekannte Alzheimer-Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht und APOE4-Allelstatus beinhaltete. Das diskriminierende Potenzial wurde anhand alters- und geschlechtsange- passter Receiver Operating Characteristic (ROC)-Kurven berechnet und die Area under the curve (AUC) für jedes Modell – Alter+Geschlecht+APOE4 allein oder +GFAP oder +NfL – verglichen.
 
Fünffach kombiniertes Panel
Das kombinierte Panel (Alter+Geschlecht+APOE4+GFAP+NfL) zeigte eine gute Unterscheidungskraft für die drei Gruppen: Mit einer AUC von 91,6 % (95 %-KI: 0,85 - 0,98; p < 0,001) ließen sich Gesunde sehr gut von Alzheimer-Dementen unterscheiden. Mit einer AUC von immerhin 81,7 % (95 %-KI: 0,73 - 0,90; p < 0,01) konnte zwischen Gesunden und MCI-Patienten differenziert werden. Zudem ließ sich mit einer AUC von 87,5 % (95 %-KI: 0,73 - 0,96; p < 0,05) eine Amyloid-Positivität signifikant vorhersagen.
Bei der Unterscheidung von MCI und AD war das fünffach kombinierte Panel weniger erfolgreich (AUC: 72,3 %, 95 %-KI: 0,63 - 0,82; p = nicht signifikant). Es hatte auch gegenüber dem einfachen Alter+ Geschlecht+APOE4-Panel keinen signifikanten Vorteil. JL
Fazit
Mit der Kombination von Plasma-GFAP und -NfL mit etablierten Alzheimer-Risikofaktoren lassen sich Amyloid-positive von -negativen Patienten gut unterscheiden. So könnten Personen identifiziert werden, die von einer invasiveren Untersuchung der Amyloid-Pathologie am ehesten profitieren. Damit ließen sich zukünftig sowohl die Belastung der Patienten als auch die Untersuchungskosten verringern.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Parvizi T et al.: Real-world applicability of glial fibrillary acidic protein and neurofilament light chain in Alzheimer‘s disease. Front Aging Neurosci 2022; 14: 887498 [Epub: 22 Aug. doi: 10.3389/fnagi.2022.887498]

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