Methylphenidat bei ADHS

Neuro-Depesche 7/2011

Erstes Präparat speziell für Erwachsene

In Europa leiden 5–9% der Kinder im Einschulungsalter an einer ADHS. Bei einer zumeist veränderten Symptomatik persistiert die Erkrankung bei 50 bis 60% der Fälle in das Erwachsenenalter, die Prävalenz beträgt nach WHO-Daten 3,7%. War eine im Alter über 18 Jahren neu begonnene medikamentöse ADHS-Therapie bislang „Off-label“, wurde mit der spezifischen Zulassung des retardierten Methylphenidat (MPH) Medikinet® adult nun in Deutschland erstmals die lang geforderte Option zur Therapie der Erwachsenen-ADHS geschaffen.

Während sich die ADHS-Symptomatik mit dem Eintritt in Adoleszenz und Erwachsenenalter meist ändert – weg von der motorischen Hyperaktivität hin zu innerer Unruhe, gestörter Emotionsregulation und Desorganisiertheit im Alltag – bleiben die Auswirkungen auf Lebensführung und Lebensqualität doch gravierend, erläuterte Prof. Wolfgang Retz, Homburg/Saar. Die Betroffenen bleiben im Schul- und Berufsleben zumeist deutlich unter ihren Möglichkeiten. (Verkehrs-)Unfälle, Straftaten, frühe Schwangerschaften, Beziehungsprobleme etc. sind bei den Betroffenen deutlich häufiger als bei Nicht-Erkrankten. „Gerade im Erwachsenalter erhöht eine ADHS das Risiko für die Entwicklung anderer psychiatrischer Erkrankungen erheblich“, sagte Retz in München. Die Lebenszeitprävalenz einer Achse-I-Störung wie Angst, Depression, Substanzmissbrauch etc. liegt bei bis zu 86%. Diese ungünstigen Perspektiven erfordern Retz zufolge eine frühe Erkennung und konsequente Behandlung der ADHS – auch im Erwachsenenalter.

MPH bessert zahlreichen kontrollierten Studien und Metaanalysen zufolge nicht nur effektiv die Kernsymptome Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität und Impulsivität, es wirkt sich auch positiv auf die Affektkontrolle, Organisationsdefizite und die Fähigkeit, Alltagsprobleme zu lösen, aus, berichtete Prof. Michael Rösler, Homburg/ Saar. Somit dürfte sich auch die Lebensqualität der Patienten erhöhen. Zur Sicherheitslage des millionenfach angewendeten MPH, so der Experte in München, „gibt es keine grundsätzlichen Bedenken“.

Jetzt wurde eine Versorgungslücke geschlossen: Ohne die Risiken eines Off-label-Einsatzes können nun auch Erwachsene mit ADHS von der MPH-Behandlung profitieren: Nach explizitem Nachweis seiner – dosisabhängigen – Wirksamkeit und Verträglichkeit bei erwachsenen ADHS-Patienten in den methodisch hochwertigen Zulassungsstudien EMMA und QUMEA ist dieses MPH-Präparat jetzt zur Behandlung einer seit Kindesalter bestehenden ADHS ab dem 18. Lebensjahr indiziert, wenn sich andere therapeutische Maßnahmen allein als unzureichend erwiesen haben.*

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