Große skandinavische Registerstudie

Neuro-Depesche 9/2015

Registerstudie zum MS-Risiko nach qHPV-Impfung

Kasuistiken und anderen Berichten zufolge könnte zwischen der Impfung gegen das Humane Papillomavirus (HPV) und dem Auftreten einer MS und anderen demyelinisierenden Erkrankungen eine Verbindung bestehen. In einer populationsbasierten Registerstudie wurde diese Fragestellung in Dänemark und Schweden für die moderne quadrivalente HPV-Impfung (qHPV) untersucht.

In den Registern der beiden Länder wurden alle Mädchen/Frauen im Alter zwischen 10 und 44 Jahren identifiziert, die eine qHPV-Vakzine erhalten hatten. Das Follow-up lief von 2006 bis 2013.
Von 3 983 824 Frauen erhielten 789 082 insgesamt 1 927 581 qHPV-Impfdosen. Im Beobachtungszeitraum traten 4322 MS-Erkrankungen und 3300 andere demyelinisierenden Krankheiten wie Opticusneuritis, transverse Myelitis, akute disseminierte Encephalomyelitis, Neuromyelitis optica auf. Davon ereigneten sich 73 bzw. 90 Fälle in der Risikophase von zwei Jahren nach der Impfung.
In der primär durchgeführten Kohortenanalyse fand sich für die qHPV-Impfung kein erhöhtes MSRisiko: Die unadjustierten MS-Inzidenzraten betrugen 6,12/100 000 Personenjahre [95%-KI: 4,86–7,69] in der Vakzinierungsphase und 21,54/100 000 PRSJ [20,90– 22,20] in der Phase ohne Vakzinierung, die adjustierte Verhältnisrate lag bei 0,90 [95%-KI: 0,70–1,15]. Dies galt mit Raten von 7,54 [6,13–9,27] vs. 16,14 [15,58–16,71] Ereignissen/ 100 000 PRSJ und einer adjustierten Verhältnisrate von 1,00 [95%-KI: 0,80–1,26] auch für die anderen untersuchten demyelinisierenden Krankheiten.
In ähnlicher Weise ergab auch die sekundär durchgeführte intraindividuelle Analyse mit einer Inzidenz-Rate der MS von 1,05 [95%-KI: 0,79–1,38] und anderer demyelinisierender Erkrankungen von 1,14 [95%-KI: 0,88–1,47] keine erhöhten Risiken durch die qHPV-Impfung. JL
Kommentar

Dass sich in dieser großen länderweiten Studie nach einer qHPV-Impfung kein erhöhtes Risiko für die MS/demyelinisierende Krankheiten fand, spricht gegen maßgebliche kausale Zusammenhänge. Wie die Autoren anmerken, konnte rechnerisch zumindest ein um > 16% bzw. > 27% erhöhtes Krankheitssrisiko ausgeschlossen werden.

Quelle:

Scheller NM et al.: Quadrivalent HPV vaccination and risk of multiple sclerosis and other demyelinating diseases of the central nervous system. JAMA 2015; 313(1): 54-61

ICD-Codes: T88.1

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