"Intention-to-treat"-Analyse

Neuro-Depesche 1/2000

Ergebnisse kritisch hinterfragen

Für Studien mit pragmatischem Ansatz ist die "Intention-to-treat"-Analyse unverzichtbar geworden. "Intention-to-treat" bedeutet, dass alle ursprünglich nach dem Zufallsprinzip den verschiedenen Behandlungsgruppen zugeordneten Patienten in der Endauswertung berücksichtigt werden, egal ob sie die Behandlung überhaupt erhalten haben oder nicht.

119 "Intention-to-treat"-Studien aus führenden Fachzeitschriften wurden auf etwaige statistische Ungereimtheiten untersucht. Dabei wurden bei fast 50% der Studien Verletzungen des ursprünglichen "Intention-to-treat"-Protokolls festgestellt. In zirka 10% der Studien traten Patienten, die bereits randomisiert Gruppen zugeteilt worden waren, die Behandlung gar nicht an und wurden in der Auswertung auch nicht berücksichtigt. Folgt dieser verspätete Ausschluss einem bestimmten Muster, können die Ergebnisse in eine Richtung verfälscht werden. Ist Non-Compliance der Patienten der Grund für eine Abweichung vom Studienprotokoll, kann es sinnvoll sein, diese Patienten aus der Auswertung herauszunehmen. Die Studie darf dann aber nicht mehr als "Intention-to-treat"-Analyse bezeichnet werden. Fehlende Verlaufsdaten können zu den folgenschwersten Fehlinterpretationen bis zur Umkehrung der Ergebnisse ins Gegenteil führen. Immerhin fehlten bei 75% der Studien einige Daten zum Haupt-Ergebnis, bei einem Viertel waren es sogar über 10%.

Quelle: Hollis, S: What is meant by intention to treat analysis? Survey of published randomised controlled trials, Zeitschrift: BRITISH MEDICAL JOURNAL, Ausgabe 319 (1999), Seiten: 870-674

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