"Alice im Wunderland"-Syndrom

Neuro-Depesche 6/2002

Epilepsie muss ausgeschlossen werden!

Ein "Alice im Wunderland"-Syndrom tritt meist bei Migräne auf. Es wurde aber auch bei temporo- und parietookzipitalen Läsionen, bei benignen Partialepilepsien und viralen Infektionen beobachtet. Nun entpuppte sich die Derealisations-/Depersonalisationssymptomatik in einem Fall als Frontallappenepilepsie.

Das neunjährige Mädchen klagte nach dem Turnen akut über Kopfschmerz, Verwirrtheit, Gangstörungen und Tachypnoe. Bei der neurologischen Untersuchung war es aber wieder unauffällig. Hinweise auf ein Trauma, Drogenabusus oder epileptische Anfälle bestanden nicht. Zwei Wochen später wurde das Kind erneut vorgestellt. Eine EBV- oder Coxsackie-Infektion konnte ausgeschlossen werden, das kranielle MRT war unauffällig. Nachdem sie nun berichtete, während der Attacken Objekte kleiner, größer oder verzerrt wahrzunehmen, wurde sie unter dem Verdacht eines "Alice im Wunderland"-Syndrom migräneprophylaktisch mit Propranolol behandelt. Unter dieser Therapie traten die Attacken mehrfach täglich auf. Im interiktalen EEG konnten dann schließlich intermittierend Spikes und Spike-wave-Komplexe über der frontopolaren Elektrode rechts registriert werden. Nach Absetzen von Propranolol und Therapiebeginn mit Valproinsäure wurde die Patientin rasch beschwerdefrei.

Quelle: Zwijnenburg, PJG: Alice in wonderland syndrome: a clinical presentation of frontal lobe epilepsy, Zeitschrift: NEUROPEDIATRICS, Ausgabe 33 (2002), Seiten: 53-55

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