Von 2017 bis 2018 wurden 300 verheiratete und sexuell aktive Frauen mit einer MS (RRMS: 80 %) im Alter von 22 bis 50 (Mittel: ca. 36) Jahren in die Querschnittsstudie eingeschlossen. Sie waren im Durchschnitt seit ca. 7,4 Jahren erkrankt und hatten einen EDDS-Wert von 2,06. Die Teilnehmerinnen füllten den Fragebogen Standard-Index für weibliche Sexualfunktionen (FSFI) aus. Ihre Lebensqualität wurde mit dem Multiple Sclerosis Quality of Life-54 (MSQOL-54) erfasst. Außerdem kamen die Fatigue Severity Scale (FSS) und die Depression, Anxiety and Stress Scale (DASS-21) zum Einsatz.
Bei einem FSFI-Cut-off < 28 betrug die Gesamtprävalenz an sexuellen Dysfunktionen 70,3 % (n = 211). Bei jeweils 38,7 % der Frauen waren die psychologischen FSFI-Parameter „Ausmaß des sexuellen Verlangens“ und „sexuelle Erregung“ reduziert. Die Lubrikation war in 34,7 % der Fälle gestört. 37,3 % der Frauen gaben Orgasmus-Störungen an, 23 % mangelnde Befriedigung, 17,3 % Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
Die weitergehende Analyse zeigte, dass der FSFI-Summenscore neben dem Alter und der Dauer der Ehe (je p = 0,004) auch eine jeweils signifikante Korrelation mit dem EDSS-Score (p = 0,004) und dem Ausmaß der Fatigue (p = 0,001) aufwies. Das Gleiche galt für den Zusammenhang des FSFI-Scores mit fast allen physischen und psychischen Aspekten der Lebensqualität nach MSQOL-54 (je p < 0,05). Im Durchschnitt erzielten die Probandinnen ohne sexuelle Probleme (FSFI-Score > 28) deutlich bessere Werte als die Betroffenen (p < 0,05).
Schließlich ergab die Regressionsanalyse, dass nur die Fatigue nach FSS ein signifikanten Prädiktor für die Entwicklung sexueller Dysfunktionen war: Die Wahrscheinlichkeit war um etwa 20 % erhöht (adj. Odds Ratio: 1,228; p = 0,047). HL